GesundheitUmwelt oder Gesundheit?

Tabletten im Plastikblister, Erkältungsbalsam im Kunststofftiegel, Arzneisaft in der Plastikflasche und dazu eine praktische Dosierhilfe aus Plastik. Der Weg von der Krankheit zur Gesundheit scheint eine ziemliche Umweltverschmutzung zu sein.

Ganz vermeiden lässt sich Plastik hier wohl nur von dem, der völlig gesund ist und dies auch bleibt. Aber wer hat schon dieses Glück?

Im Winter hapert’s mit der Gesundheit…

Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder,
den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter,
der Frühling bringt Blumen, der Sommer den Klee,
der Herbst bringt die Pflaumen, der Winter den Schnee.

Schnee!!! Hallo, hast Du gehört, Petrus? Schnee! Nicht Matsch, nicht Regen – und vor allen Dingen keine lästigen Begleiter wie Schnupfen, Halsschmerzen, Durchfallerkrankungen und grippale Infekte! Im Frühling zieht es uns in Parks und Wälder, im Sommer an den Badesee oder ins Straßencafé, im Herbst gehen wir ins Kino oder kuscheln uns aufs heimische Sofa und im Winter? Im Winter sitzen wir im Wartezimmer des Arztes unserer Wahl oder machen mal wieder einen kleinen Abstecher in die Apotheke – ist doch auch nett, oder?

Dass wir im Winter öfter krank sind als sonst, hat vielfältige Gründe. Der Mangel an Sonne und frischer Luft, der Dank des vorherrschenden Schmuddelwetters bei vielen von uns entsteht, lässt unser Immunsystem träge werden. Allzu trockene Heizungsluft trägt dazu bei, dass unsere Schleimhäute ihre Schutzfunktion nicht mehr zuverlässig ausführen und die Kälte tut ihr Übriges. Denn viele Viren fühlen sich bei kaltem Wetter besonders wohl. Einmal angekratzt, kommen viele von uns kaum mehr auf die Beine. Ein Infekt jagt den nächsten und ein Heilungsversuch den anderen.

Aus der Apotheke kommen wir dann häufig mit einem Plastikbeutelchen gefüllt mit lauter kleinen Helferlein. Tabletten im großzügig bemessenen Kunststoffblister, Erkältungsbalsam im Plastiktiegel, Arzneisaft in der Plastikflasche und dazu eine praktische Dosierhilfe aus Plastik. Als „Goodie“ gibt es eine Portion Erkältungsbad im Miniaturplastikfläschchen, Taschentücher, Weingummi oder Traubenzucker im Plastiktütchen und Plastikspielzeug für die Kinder, das – so lieb das auch gemeint sein mag – mangels Qualität fast so schnell im Mülleimer landet, wie es ins Haus gewandert ist. Es scheint, als wäre unsere Genesung mit der Verschmutzung der Umwelt ähnlich verbandelt wie mit dem Geldausgeben. Geht das nicht auch anders?

Vorbeugung ist die sauberste Medizin

waschenRegelmäßiges gründliches Händewaschen beugt der Ansteckung vor. Nach dem Händewaschen auf öffentlichen Toiletten sollte man unbedingt ein Papiertuch zum Schließen von Wasserkränen und zum Öffnen von Mülleimern und Türen benutzen – notfalls geht auch der Ellenbogen.

Diesen sollte man übrigens, wann immer es geht auch zum Öffnen und Schließen von Türen und zum Drücken von Fahrstuhl- und sonstigen Knöpfen benutzen. Letzteres geht oft einfacher mit einem angewinkelten Fingergelenk. Wichtig ist, dass nicht erst Dinge berührt werden, die mit vielen (ggf. kranken) Menschen in Kontakt kommen und anschließend etwas Essbares angefasst wird.

Beim Husten sollten wir übrigens auf gar keinen Fall die Hand vor den Mund nehmen, weil wir auf diesem Weg auf alles, was wir berühren, Keime übertragen können. Lieber in die Ellenbeuge husten und möglichst von den Mitmenschen wegdrehen.

Bargeld ist übrigens genauso belastet, wie alles andere, was viele Menschen in die Hand nehmen. Per Bankkarte zu zahlen, ist aber auch keine adäquate Alternative, da die Nummerntastatur zum Eingeben des Pincodes ebenfalls viel genutzt wird und deshalb ähnlich keimbelastet ist. Also sicherheitshalber immer nochmal vor jedem Essen – und sei es auch nur ein Kaugummi oder Bonbon – Hände waschen!

Mehrfach täglich 5-10 Minuten Stoßlüften (bei abgedrehter Heizung) erhöht die Luftfeuchtigkeit und senkt die Virenkonzentration in den Räumen.

Immunsystem stärken

Auch im Winter sollten wir uns täglich an der frischen Luft bewegen (empfohlen wird mindestens eine halbe Stunde) – warm eingepackt, versteht sich. Aber nicht nur der Spaziergang im Park kann das Immunsystem stärken. Moderates Ausdauertraining, regelmäßige Entspannung (z.B. Yoga, Progressive Muskelentspannung, Meditation) und ausreichend Schlaf sind ebenso wichtige Faktoren für das Immunsystem wie eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung.

Und dann wären da noch die Klassiker: Sauna, kneippsche Güsse oder Wechselduschen. Saunieren können Sie mittlerweile in vielen Schwimmbädern und es gibt in Deutschland einige Thermen und Wellness-Oasen, die wahre Sauna-Landschaften beinhalten. Kneippen kann man auch zu Hause. Einfache Anleitungen finden Sie hier. Beim Wechselduschen sollte man mit warmem Wasser beginnen und mit kaltem aufhören. Wer das nicht verträgt, nimmt einfach fast kaltes Wasser, wichtig ist der deutliche Temperaturunterschied. Achtung: Sowohl Sauna als auch Wechselduschen und Kneippsche Güsse helfen Ihrem Immunsystem nur bei regelmäßiger Anwendung, vor der jeder, der Vorerkrankungen hat, unbedingt seinen Arzt befragen sollte.

Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, das Immunsystem zu unterstützen, z.B. durch Homöopathie oder Schüssler-Salze. Diese Methoden hier auszuführen, würde die Kapazitäten eines Artikels bei Weitem sprengen.

Krank – und jetzt?

An dieser Stelle muss ich zunächst einmal darauf hinweisen, dass die Inhalte dieses Artikels ausschließlich der neutralen Information dienen. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten Methoden zur Linderung von Beschwerden dar. Auch Naturheilmittel und Heilpflanzen können Nebenwirkungen haben und bei entsprechender Disposition z.B. Asthmaanfälle und/oder allergische Reaktionen auslösen. Dieser Artikel ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker. Die Autorin übernimmt keine Haftung für Unannehmlichkeiten oder Schäden, die sich aus der Anwendung der hier dargestellten Informationen ergeben.

Und jetzt weiter im Text. Es gibt einiges, das wir selbst tun können, um uns und unseren Lieben zumindest bei kleineren Erkrankungen das Leben zu erleichtern.

Erkältung

Thymian ist bei uns zu Hause das Erkältungsmittel Nr. 1. Saft aus Thymian löst den Schleim und fördert das Abhusten, aus Thymian und Majoran mache ich einen Erkältungsbalsam selbst. Thymian-Tee kann auch bei Bauchschmerzen helfen. Wir inhalieren mit Thymian, mit Kamille oder einfach mit Salzwasser. Salbei hilft als Tee oder zum Gurgeln gegen Halsschmerzen. Und Reizhusten wird durch das Lutschen von Honig gelindert.

Hier noch ein paar Tipps und Rezepte:

1_Zutaten Thymian-Zwiebel-Hustensaft

Zutaten:
150 ml Wasser
3 Esslöffel  getrockneter Thymian
3 gehäufte Esslöffel Honig (hier dickflüssig)
1/2 Zwiebel

ggf. 2 Blättchen Salbei oder ein kleiner Stengel Zitronenthymian
 

2_topfArbeitsmittel:
verschließbare Flasche, Schneidebrett, scharfes Messer, zwei Töpfe, sauberes Geschirrtuch (oder Stoffwindel), großer Löffel

1.) Die halbe Zwiebel in kleine Würfel schneiden oder hacken, mit Wasser, Thymian und Salbei in einen Topf geben und aufkochen.

2.) Topf vom Herd nehmen und abgedeckt 15 Minuten ziehen lassen.

3_seihen 4_honig

3.) Den Kräuter-Zwiebelbrei durch das saubere Geschirrtuch in den zweiten Topf gießen und mit Hilfe eines Löffels wo weit wie möglich auspressen.

4.) Den Sud nochmal kurz aufkochen, den Honig darin auflösen und das Ganze nochmal eine knappe Minute unter Rühren bei schwacher Hitze köcheln lassen.

Saft in die Flasche umfüllen und verschließen. Im Kühlschrank aufbewahren.
Kinder nehmen 3 x täglich einen Teelöffel, Erwachsene 3 x täglich einen Esslöffel.

Bei unseren Kindern deutlich beliebter ist diese Variante ohneExtras“:

25 g Thymian in einen kleinen Topf geben und mit Wasser bedecken. Kurz aufkochen und weiter verfahren und dosieren wie ab 2.) beschrieben.

Erkältungsbalsam

Zutaten:
3 gehäufte Esslöffel getrockneter Thymian
50 ml Traubenkernöl
2 etwa teelöffelgroße Stücke einer Bienenwachsplatte (100%, bio, gibt es bei vielen Imkern – die klassische Kreativware aus dem Discounter ist dafür nicht geeignet!)
nach Belieben 1 Zweig Majoran und/oder 3-4 Tropfen Eucalyptusöl (letzteres nicht für Kinder!)

Arbeitsmaterial:
2 kleine Töpfe (oder 1 kleiner Topf und ein Gefäß zum umgießen), Löffel, sauberes Geschirrtuch (oder Stoffwindel), kleines verschließbares Glas

Traubenkernöl in einem kleinen Topf erwärmen (Achtung, darf nicht kochen, weil der Thymian schnell anbrennt), die Hälfte des Thymians hinzugeben, durchrühren. Brei im Topf mit Deckel ca. 20 Minuten im 50°C warmen Backofen ziehen lassen, zwischendurch einmal umrühren. Öl durch ein Tuch in einen frischen Topf seihen (wie beim Hustensaft-Rezept beschrieben), zweite Hälfte Thymian (und ggf. den Majoran) hinzugeben und wie vor im Backofen ziehen lassen. Wieder abseihen, Öl auf dem Herd erwärmen, Wachs (und bei Bedarf das Eucalyptusöl) zugeben und im warmen Öl auflösen. Sofort ins Schraubglas umfüllen und verschließen.

Dampfbad

1 Esslöffel Thymian oder 2 Esslöffel Salz oder 2 Teebeutel Kamillentee in 2 Liter Wasser in einem Topf mit Deckel aufkochen. Den Topf auf einen geeigneten Untersetzer stellen und davorsetzen. Den Deckel abnehmen, mit dem Kopf so nah über den Topf, dass die Hitze noch halbwegs angenehm ist. Kopf und Deckel mit einem großen Handtuch abdecken. Den Dampf 10-15 Minuten inhalieren.

Tipp:
Als meine Kinder noch klein waren, war mir ein Kopfdampfbad für sie immer zu riskant. Wir haben dann ein Spiel daraus gemacht: Einen einzelnen Stuhl unter einen großen Tisch schieben. Tisch samt Stuhl komplett bis zum Boden mit Tüchern oder Laken abdecken (wir hatten einen großen Sofaüberwurf). Mit Kind/-ern, Taschenlampe, Vorlesebuch und Dampfbad-Topf mit Untersetzer in die so entstandene „Höhle“ kriechen. Nun den Topf unter dem Stuhl auf den Untersetzer stellen und den Deckel entfernen. Ich habe mich immer so gesetzt, dass die Kinder nicht versehentlich an den Topf mit dem heißen Wasser stoßen konnten. Dann wurde vorgelesen, die Kids hatten großen Spaß und es gab kein Drama, wenn mal wieder ein Dampfbad anstand.

Noch mehr Tipps gegen…

Kopfschmerzen
  • gut warmes Kirschkernkissen als Nackenhörnchen benutzen
  • 1-2 Tropfen Pfefferminzöl auf Schläfen und Stirnmitte verreiben (Achtung! Augen schließen!)
  • 1-2 Tropfen Lavendelöl auf Schläfen und Stirnmitte verreiben
  • Ingwertee (Achtung, nicht für Schwangere!)
    0,5 l Wasser kochen, 5 dünne Scheibchen frischen Ingwer hinzugeben, 15 Minuten bei schwacher Hitze weiterköcheln lassen, mit 1 Tl Honig und etwas Zitronensaft verfeinern
Blähungen
  • Bauch mit Kümmelöl einreiben
  • Tee aus Kamille, Fenchel und/oder Anis
  • Tee aus Basilikum (3 Blätter Basilikum kleinzupfen, mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen)
Übelkeit
  • 1 Tropfen Minzöl lutschen (nicht für Kinder!)
  • Ingwertee (s.o.)
  • Basilikumtee (s.o.)
Durchfall
  • Johannisbeersaft
  • Kamillentee
  • pürierte Banane
  • geriebener Apfel

Wichtig: Bei Durchfall immer ausreichend trinken! Optimale Lebensmittel: dünne Gemüsebrühe, Möhrensuppe, Kartoffelpürree, Zwieback, Salzstangen

Sodbrennen
  • Nachts den Oberkörper hochlagern
  • Saft einer Kartoffel (im Entsafter herstellen oder Reiben und den Kartoffelbrei durch ein Tuch pressen)
  • Karottensaft
  • Heilerde (1 gestr. Tl in 1 Glas Wasser)
  • Mandeln kauen

Sie sehen also schon, es gibt eine ganze Menge, was man selbst tun kann – und die hier geschilderten Maßnahmen sind nur ein klitzekleiner Teil der bekannten Hausmittel.

Liebe Apotheker,

wir kommen als Patienten ja nun nicht immer um Pharmazeutika und den damit oft verbundenen Plastikmüll herum. Es wäre aber wirklich schön, wenn Sie sich an den Kollegen ein Beispiel nehmen würden, die bereits auf Papier- oder sogar wiederverwendbare Stofftaschen umgestellt haben. Auch die Goodies, die Sie netterweise häufig verteilen, dürften ein wenig plastikärmer sein.

Liebe Pharma-Industrie,

warum bekomme ich meine Tabletten von dem einen Hersteller mit 25 Tabletten pro Blister, während bei dem anderen Hersteller nur 10 Tabletten in einem viel größeren Blister untergebracht sind? Bitte nehmen Sie Ihre diesbezügliche Verantwortung wahr, denn auch die Umwelt will gesund erhalten werden!

Liebe Verbraucher,

dass an dieser Stelle der Aufruf nicht fehlen darf, doch bitte wiederverwendbare Taschen von zu Hause mit in die Apotheke zu nehmen, versteht sich von selbst. Aber auch sonst können Sie einiges tun, um Ihre Gesundheit, Ihren Geldbeutel und die Umwelt zu schonen. Probieren Sie mal wieder Hausmittelchen aus und kaufen Sie nur noch die Medikamente, die Sie unbedingt benötigen. Achten Sie bei Langzeitmedikation darauf, welcher Hersteller was wie verpackt und ob es dort nicht Möglichkeiten gibt, einen Hersteller zu wählen, der seine Produkte plastikärmer verpackt. Achten Sie beim Kauf von frei verkäuflichen Produkten darauf, ob diese in überflüssigen Umverpackungen stecken, die sich bei einem Produktwechsel ggf. einsparen lassen.

Ich werde an dieser Stelle sicher nochmal das ein oder andere Rezept ergänzen, das ich nachträglich ausprobiert habe. Bis dahin wünsche ich Ihnen – und unserer Umwelt – gute Gesundheit!

© Andrea Wlazik

Bislang im Plastik-FreiTag erschienen:

Plastik-FreiTag: Mikroplastik, die unsichtbare Gefahr

Plastik-FreiTag: Frühstück im Müllberg

Plastik-FreiTag: Musterbrief “Frühstück im Müllberg”

Plastik-FreiTag: So ein Sch…! Hundekotbeutel

Plastik-FreiTag: Einwegpfand, der Öko-Irrweg

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Plastik-FreiTag: Schluss mit Plastiktüten im Land der Horizonte!

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