Plastik-FreiTag: So ein Sch…! Hundekotbeutel

HundekotbeutelHundehaufen in der Ortschaft – immer wieder ein Ärgernis für jeden, der reintritt, der sich unvermittelt spielend darin wiederfindet, der mit dem Fahrrad durchfährt oder sich den tierischen Duft auf seinen kostbaren Goodyear-Reifen in die Garage holt. Kurz, für jeden, der sich lang- oder kurzfristig in weniger als 50 cm Abstand zum Duftobjekt aufhält.

Aber wie kann man gleichzeitig die Entfernung durch den jeweiligen Halter des Verursachers und einen Verzicht auf Plastiktüten fordern? Es geht – und wir zeigen wie…

Unlogische Kotkontrolle ländlicher Bewohner

Ich bin in meinem Leben schon oft umgezogen und habe in Bezug auf Hundekot innerhalb der Ortschaft vor allem eines feststellen müssen: meine Erfahrungen entbehren jeglicher Logik. Eigentlich sollte man denken, dass es in kleinen ländlichen Ortschaften, in denen man von jedem Eckchen des Dorfes aus gerade mal 5 Minuten zum nächsten Feld braucht, kein Hundekotproblem gibt. Und eigentlich sollte man denken, dass die Entfernung von derlei „Missgeschicken“ gerade auf dem Land, wo jeder jeden kennt, eine Selbstverständlichkeit ist – immerhin will man ja nicht als Schmutzfink gelten. Weiterhin liegt die Idee nahe, dass vor allem für die Halter kleiner Hunde mit entsprechend kleinen Köttelchen die Entfernung derselbigen auch das kleinste Problem sein sollte. Weit gefehlt.

In einem gerade mal knapp 1.300 Einwohner starken Dorf im Erftkreis war das Problem am Schlimmsten. Vielleicht fiel es hier auch besonders auf, weil die schmalen Bürgersteige ein Ausweichen nahezu unmöglich machten. Die meisten Haufen hatten diesen Namen kaum verdient und stammten – ab und an konnte man die Verursacher beim geschäftlichen Treiben beobachten – von Schoßhündchen, sogenannten Fußhupen, deren Besitzer sie nach dem Abschluss auch noch zum selbigen beglückwünschten und samt erfolgreichem Fifi fröhlich ihrer Wege zogen.

Ich habe sie nie verstehen können, die Kackenlasser, die Nichtwegzieher, die Gratulierer und die Köttelignoranten. Ich habe in meinem Leben einige (große) Hunde gehabt und es bisher noch jedem beibringen können, dass die Ortschaft ein ungeeignetes Geschäftsfeld ist. Bis ich vor ca. 3 Jahren ganz unverhofft Halterin einer uralten Hundedame wurde. Diese hatte zwar von irgendwem gelernt, ihr kleines Geschäft brav in den Rinnstein zu machen. Das Große aber konnte sie kaum mehr einhalten. Von Stund an mutierte ich zum Haufenbeseitiger. Als die alte Dame mal nicht mehr war und wir eine Weile später einen Dackelmix-Welpen bekamen, war ich guter Dinge, dass ich diesem schon bald beibringen konnte, dass das große Geschäft nicht in die Ortschaft gehört. Und heute, knapp 1,5 Jahre später schäme ich mich immer noch in Grund und Boden, wenn Madame – die sonst so gelehrig und so intelligent ist – selbst nach der großen Runde auf dem Weg nach Hause auf den Bürgersteig… na Sie wissen schon.

Und da er mein täglicher Begleiter ist, war der Kotbeutel natürlich auch mit das Erste, das mir einfiel, als ich begann, mir über die dringend notwendige Plastikmüllvermeidung Gedanken zu machen. Denn wie man es auch dreht und wendet (Igitt!), er ist und bleibt ein Einwegprodukt.

Hundekotbeutel – Klappe, die Erste

Zunächst einmal sortierte ich sämtliche Plastiktüten, die bis dahin immer einfach in eine große Schublade gestopft wurden. Die kleinen Tüten, ohne Löcher oder Risse, faltete ich und verstaute sie griffbereit in einer von ihnen. Wenn ich jetzt mit dem Hund rausgehe, habe ich schnell einen Hundekotbeutel parat. Allerdings sehe ich jetzt, wo in unserer Familie auf das Einschleppen unerwünschter Plastiktüten die Höchststrafe steht, die momentan mangels umsetzbarer Alternativen aus einem bitterbösen Blick und zornigem Magengrummeln meinerseits besteht, unsere Vorräte zur Neige gehen.

Hundekotbeutel – Klappe, die Zweite

Also begab ich mich auf die Suche. Eine Dame mit einem ähnlich kleinwüchsigen Hund wie unserem hebt die Kothaufen mit einem Blatt von der Küchenrolle auf. Eine Alternative, die ich – obwohl mein Hund gebarft wird und die Haufen deshalb meist fest sind – so eklig fand, dass ich sie sofort verwarf.

Viele der Hundehalter, die ich sah, ließen die Hinterlassenschaften einfach liegen. Das tue ich außerhalb der Ortschaft auch, sofern mein Hund nicht den Gehweg als Örtchen auserkoren hat. Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass ein Hundehalter die Verantwortung dafür trägt, dass sich niemand von seinem Hund belästigt fühlt – und dieses Gefühl liegt im Ermessen des Betroffenen. Dass ein Kind sich freut, wenn es auf der Spielwiese in einen Haufen patscht oder ein Erwachsener es auch nur okay findet, wenn er im Park in einen Hundehaufen tritt, wage ich zu bezweifeln. Also dürfte Innerorts die einzige Möglichkeit, der Verantwortung nachzukommen, die sein, die Haufen zu entfernen.

Von jenen, die die Haufen beseitigen, benutzen die meisten Plastiktüten – herkömmliche Frühstücksbeutel, Gefriertüten, Beutel für Kosmetikeimer, Standard-Hundekotbeutel – meist Einwegprodukte, lediglich vorher benutzte Gefriertüten waren mal dabei. Verzweifelt überlegte ich, was man bei dem eigentlichen Verwendungszweck der genannten Tüten als Alternative nehmen könnte.

Klappe, die Dritte

So entstand die Idee, Butterbrotbeutel aus Papier auszuprobieren. Ich erspare Ihnen hier die Einzelheiten, nur soviel sei gesagt:

  1. Die Beutel nässen nicht zu schnell durch, um sie entsorgen zu können. Aber…
  2. wer nicht Hände hat wie ein Kleinkind, wird Probleme mit dem von klassischen Hundekotbeuteln bekannten „Umstülpen“ haben.
  3. Wer Hände hat wie ein Kleinkind, sollte zudem KEINE Fingernägel haben.
  4. Wer Hände hat wie ein Kleinkind und keine Fingernägel hat, der sollte sich überlegen, wie lange der Papierbeutel wohl in seiner Hausmülltonne stabil bleibt.

Der nächste geniale Einfall – warum bin ich bloß vor der blöden Papiertütenidee nicht drauf gekommen? – war, eine Alternative aus Biokunststoff zu finden.

…die Vierte

Die erste Variante war ein Hundekotbeutel aus Polyvinylalkohol. Der Hersteller verspricht auf seiner Webseite, dass sich der wasserlösliche Beutel auflöst und somit zu 100% abbaubar ist.

Bei meiner Recherche las ich, dass bei Erhitzung von Polyvinylalkohol über 200° C Rauchgase entstehen können, die Augen, Nase und Hals reizen, Verätzungen und andere gesundheitliche Folgen haben können. Es stellten sich mir folgende Fragen: Also mal angenommen, kurz bevor die graue Tonne abgeholt wird, schmeiße ich den Beutel da hinein. Ist der dann aufgelöst, bevor er in der Verbrennung landet? Und wenn er sich wirklich so schnell auflöst, was passiert, wenn ich ihn reinwerfe, NACHDEM die Tonne gerade geleert wurde, ich später irgendwas Feuchtes reinwerfe und die Tonne erst 1-2 Wochen später wieder rausstelle (bei uns wird pro Leerung bezahlt)? Ist der Beutel dann aufgelöst und ich riskiere einen Brechreiz, wenn ich den Müll rausbringe und habe im Sommer womöglich Maden in der Tonne?

Diesbezüglich warte ich noch auf eine konkretere Antwort vom Hersteller. Die, die ich bekam, hat mir nicht gereicht. Eine Verbrennung sei nicht nötig, man solle die Hundekotbeutel in der Biotonne entsorgen. Was nutzt es mir, dass sich der Beutel in der Biotonne schon auflöst (so wurde es mir gesagt), wenn die Müllabfuhr mir wegen der sichtbaren Reste die Tonne nicht mitnimmt. Mal ganz abgesehen davon, dass es in den meisten Kommunen verboten ist, Hundekot in der Biotonne zu entsorgen. Was Muster angeht, hielt man sich bedeckt, der Preis von ca. 11 € für 60 Stück ist mir bei dieser schwammigen Informationslage zum Ausprobieren zu teuer.

…die Fünfte

Deutlich günstiger ist da mit 6,90 für 500 Stück der Hundekotbeutel aus aus Zuckerrohr hergestelltem „grünem Polyethylen“. Laut Hersteller ist „I’m green“ reiß- und wasserfest und emissionsfrei in Herstellung und Verbrennung, was ich irgendwie nicht ganz glauben kann. Außerdem sei der Materialverbrauch geringer als bei allen anderen auf dem Markt befindlichen Produkten. Ich frage mich, ob das nicht zu Lasten der Dicke geht. Auf das Gefühl, die K…. – na Sie wissen schon – mit bloßen Fingern anzufassen, kann ich gerne verzichten. Vielleicht kann ich dort Muster zum Ausprobieren bekommen.

…die Sechste

Die hat mir schon der Hersteller der nächsten Variante, den kompostierbaren Hundekotbeuteln aus Maisstärke zugesichert. Der zur Herstellung verwendete gentechnikfreie Mais kommt laut Inhaber und Geschäftsführer Hannes Pressmar aus Italien, die verwendeten Polymere werden hauptsächlich aus Sonnenblumenöl gewonnen, Erdöl wird keines verwendet.

Den Begriff „kompostierbar“ relativiert Herr Pressmar, „biologisch abbaubar“ ist ihm lieber. Denn zur Kompostierung müssen die Bedingungen (Wärme, Feuchtigkeit, Bakterien) stimmen. Abbaubar ist „sein“ Kotbeutel bei optimalen Bedingungen innerhalb von 6 Wochen, ansonsten kann es ein paar Wochen länger dauern. Herr Pressmar weist mich darauf hin, dass Kunststoffbeutel nicht in die Biotonne gehören – auch keine aus Biokunststoff. In deutschen Sortieranlagen wird jeglicher Kunststoff aussortiert. Im Zweifel wird bei einer Kontrolle die Biotonne nicht geleert. Er empfiehlt, die Kotbeutel im Hausmüll bzw. den öffentlichen Mülleimern zu entsorgen. Beim Verbrennen seiner Beutel fallen 60-70 % weniger CO2 an als bei Hundekotbeuteln aus herkömmlichem Plastik.

Preislich liegt der Biobag-Kotbeutel bei ca. 20 € für 200 Stück und somit im guten Mittelfeld. Es gibt ein Argument, das sehr für diesen Beutel spricht (das ich aber bei den anderen Beuteln noch nicht hinterfragt habe): Sicher kennt der/die ein oder andere die folgende Situation: Man steckt sich zwei Beutel ein – man weiß ja nie – und bemerkt zu Hause, dass einem beim Herausziehen des ersten Beutels der zweite aus der Tasche geflogen sein muss. Und auch, wenn man weit und breit keinen Mülleimer findet und das Tütchen doch mal im Gebüsch landet (was allerdings ausdrücklich nicht Sinn der Sache ist): Es ist verdaulich. Im Gegensatz zu vielen anderen Tüten wird ein von einem Tier verzehrter Biobag einfach verdaut.

Gedanken mache ich mir über die durch die Herstellung solcher Produkte möglicherweise entstehende weitere Häufung von Monokulturen. Das will ich nochmal genauer hinterfragen und auch recherchieren, ob es nicht schon Biokunststoffe gibt, die aus pflanzlichen Abfallprodukten hergestellt werden.

Fazit

Es gibt Alternativen – mehr als ich dachte. Und unter den Biobeuteln gibt es eine weitere, noch günstigere Alternative, die ich hier nicht aufgelistet habe, weil sehr wichtige Fragen, z.B. bezüglich der Umverpackung) noch unbeantwortet sind. Ich werde das Thema zu gegenber Zeit – entsprechend ergänzt – nochmal „aufwärmen“ und in diesem Zusammenhang auch gleich von meinen Erfahrungen mit den verschiedenen Hundekotbeuteln berichten.

© Andrea Wlazik

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