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Haben Sie noch einen klitzekleinen Erinnerungsfetzen daran, wie es war, als Kind durch Berge von Geschenkpapier und -folien zu toben und sich den Kopf mit gekräuselten bunten Bändern und goldenen Schleifen zu dekorieren? Damals wussten wir noch nicht, dass wir diese „Herrlichkeiten“ eines Tages verfluchen würden, weil sie unserer Erde die Luft zum Atmen nehmen…

Von draus vom Walde komm ich her,
ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr.
All überall auf den Tannenspitzen,
sah ich metallene Folie blitzen.
Sogar ein Rentier hab ich erblickt,
das war an einer Tüte erstickt.
Schnee konnte ich leider nicht entdecken,
der muss wohl unter den Müllbergen stecken.
Von draus vom Walde komm ich her,
ich muss Euch sagen, es weihnachtet sehr.

Ich gebe zu, ich gehörte lange zu jenen, die sich zwar Gedanken über die Kreativität der Geschenkverpackungen machten, aber nicht über deren Anteil an der Umweltverschmutzung. Wie viele andere auch fand ich Verpackung aus Kunststoff-Folie in Metall-Optik edel und es gab keinen schnelleren Weg ein Geschenk in Szene zu setzen, als es in Folie zu wickeln und zu einem übergroßen Bonbon zu binden. Nun, die Zeiten haben sich gewandelt, genau wie das Bewusstsein für das, was wir vermeiden sollten. Sie würden vermutlich eher nicht hier mitlesen, wenn Sie das anders sehen würden.

Früher war mehr Lametta

Beim Schmücken des Weihnachtsbaumes durften wir als Kinder nicht zuschauen. Aber ich erinnere mich daran, dass meine Oma beim Abschmücken die einzelnen Streifen Lametta fein säuberlich trennte und strähnenweise über einen Kartonstreifen legte, damit es möglichst glatt blieb und im nächsten Jahr wieder zu nutzen war. Früher war Lametta übrigens noch aus Staniol und enthielt Blei. Weil dieses umwelt- und gesundheitsschädlich ist, ging man dazu über, Lametta aus Kunststofffolie herzustellen. Ein Päckchen Lametta bekommt man heute bereits für unter 1 €, weshalb viele Leute es als Einweg-Christbaumschmuck nutzen und es im Januar mitsamt ihrem Baum entsorgen. Eine Bitte an alle Lametta-Fans, die auf gar keinen Fall auf ihre Glitzerfäden verzichten wollen: Gehen Sie sorgsam mit damit um, heben Sie das Lametta auf und benutzen Sie es am nächsten Weihnachten wieder. Das schont Ressourcen, Umwelt und Geldbeutel.

Weihnachten auf Plastikbergen

Die Nachbarin, die im Sommer unsere Blumen gießt und unseren Vogel füttert, bekommt zu Weihnachen eine Packung Pralinen. Wenn sie die pinkfarbene Hochglanzfolie entfernt hat, die wir nur wenige Minuten zuvor mühevoll um ihr Präsent drapiert, mit Tesafilm fixiert und mit einem weißen Kräuselbändchen verziert haben, blickt sie auf einen bunten Karton – in Folie eingeschweißt. Nachdem auch diese Folie entfernt (und vermutlich zügig entsorgt) wurde, öffnet die nette Nachbarin den Karton und schaut auf eine edle Kollektion Pralinen – bzw. auf deren Verpackung. Jede einzelne Praline ist erst in aluminiumbeschichtetes, bedrucktes Papier und dann in stabile durchsichtige Kunststofffolie gewickelt. Und damit die bunte Pracht nicht verrutscht, ist sie fixiert in einem passgenauen Inlay aus – Sie erraten es sicher – Plastik!

Die Entstehung des weihnachtlichen Plastikberges beginnt mit dem Weihnachtseinkauf, bei dem man mangels vorausschauender Planung doch wieder eine extragroße Plastiktüte kauft, geht mit eben jenen (oder anderen) Pralinen weiter und zieht sich genau so durch die Feiertage: Die Teemischung in passender Tasse ist liebevoll in Folie verpackt. Der Fresskorb samt (meist selbst schon plastikverpacktem) Inhalt ebenfalls.

Kreativität gefragt

Es gibt durchaus Alternativen, man muss nur ein bißchen umdenken. Pralinen z.B. kann man in Confiserien abwiegen und direkt in eine mitgebrachte, selbstgebastelte oder dort gekaufte Kartonage verpacken lassen. Der Fresskorb sieht auch unverpackt schön aus, wenn man den Inhalt ansprechend drapiert.

Seien Sie mutig: Verpacken Sie Wellness-Artikel doch mal in einem Paar dicker Socken, oder auch die Flasche Wein für den gemütlichen Abend am Kamin. Benutzen Sie Seiten von Rätselheften, Zeitschriften, alten Kochbüchern oder Atlanten, Geschirr- oder Frotteetücher, Schals, Mützen oder Halstücher als Verpackung. Bekleben Sie Schuhkartons, bedrucken oder bemalen Sie unifarbenes Paketpapier, kurz – seien Sie kreativ! Im Internet gibt es zahlreiche Anregungen und Bastelanleitungen, z.B. für eine Stern-Geschenkbox, Papiertüten, CD-/DVD-Hüllen und viele weitere Geschenkverpackungen.

Unser Tipp: Lösen Sie vorsichtig die Klebung eines beliebigen Kartons (z.B. von Medikamenten, Lebensmitteln o.ä.). Übertragen Sie die so entstandene Vorlage auf festeres Papier oder Karton. Ausschneiden, falzen, Laschen zusammenkleben, fertig. Oder aber Sie bemalen die (üblicherweise unbedruckte) Innenseite des ursprünglichen Kartons mit Wasser- oder Acrylfarben und kleben ihn (mit der Innenseite nach außen) wieder zusammen.

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie ein frohes, besinnliches und vor allem plastikarmes Weihnachtsfest!

© Andrea Wlazik

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