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„Ach, Mist! Ich wollte doch gar keine Plastiktüte!“ Denken Sie das auch oft, wenn Sie das Geschäft verlassen, nachdem Ihnen die Verkäuferin die – völlig selbstverständlich in eine Plastiktüte eingepackte –  Ware in die Hand gedrückt hat?

„Mensch, sind wir doch Umweltsäue!“ Auch Ihr Gedanke, wenn Sie die überquellende gelbe Tonne zum Leeren vor die Türe stellen? Oder gehören Sie zu jenen, die immer noch glauben, der „grüne Punkt“ oder das Pfand auf Plastikflaschen trage in ausreichendem Maße zum Umweltschutz bei und bedeute nichts anderes, als dass diese Stoffe brav zu 100% recycelt werden?

Dann sollten Sie sich den „Plastik-FreiTag“ unbedingt im Kalender markieren. Denn dieser Tag könnte der Erste von einem weniger plastikabhängigen Leben sein – wenn Sie nur wollen…

Plastik ist überall

In seiner Dokumentation „Plastic Planet“ sagt Autor und Filmregisseur Werner Boote:

„Wir sind Kinder des Plastikzeitalters. Vom Babyschnuller bis zur Trockenhaube, von der Quietscheente bis hin zum Auto – Plastik ist überall. In den Weltmeeren findet man inzwischen sechsmal mehr Plastik als Plankton und selbst in unserem Blut ist Plastik nachweisbar! Die Menge an Kunststoffen, die wir seit Beginn des Plastikzeitalters produziert haben, reicht aus, um unseren gesamten Erdball sechs Mal in Plastikfolie einzupacken.”

Diese Dokumentation ist genau der richtige Einstieg die Info-Reihe „Plastik-FreiTag“! Sie schildert in eindrücklicher Weise, wie sehr unser Leben schon vom Plastik beeinflusst und beeinträchtigt wird.
 

 

Plastikfrei! Zackzack!

Den Vorsatz, plastikfrei zu leben, fassen sicher viele. Auch Teilprojekte hat der/die ein oder andere von Ihnen vielleicht schon einmal in Angriff genommen. Mein erstes Teilprojekt lautete: „Plastikarm einkaufen“. Ich betone: „plastikarm“! Nicht einmal plastikfrei! Ich hatte mir damals vorgestellt, wenn ich „Trude und Otto Normal“ einen Weg aufzeige, wie sie/er durch Umstellung des Einkaufsverhaltens Unmengen an Plastik einsparen kann, und dies in einem Einkaufstagebuch dokumentiere, würden sich bestimmt viele Menschen anschließen.

Eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass es sich bei dieser Idee um reines Wunschdenken – um nicht zu sagen „Utopie“ handelt. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Plastikfrei in einer Hauruck-Aktion mag einer Handvoll extrem disziplinierter Menschen mit sehr viel Zeit für ausgiebige Recherchen nach Alternativen möglich sein.

Ich musste am eigenen Leib erfahren, wie mühsam alleine das plastikarme Einkaufen ist, vor allem, wenn man eher ländlich lebt, keinen Führerschein hat und ein begrenztes Budget.

„Ich stellte mir vor, dass der plastikarme Einkauf in einem Supermarkt eher möglich ist, als in einem Discounter, einfach weil die Auswahl größer ist. Schon in der Obst- und Gemüse-Abteilung der erste Frust: Es gab zwar loses Obst und Gemüse, Bioprodukte waren jedoch fast ausschließlich in Plastik – zumindest in Plastiknetze – verpackt. Es gab keine Papiertüten zum Abwiegen, also wog ich einzeln, packte mir das Gemüse in einen kleinen Karton und klebte die Aufkleber an die Außenseite.

An der Käsetheke bat ich, mir den Käse nur in eine Papiertüte zu packen. Die Verkäuferin legte ein Stück Plastikfolie auf die Waage und eines zwischen jede Käsescheibe. Das klappte dann beim zweiten Anlauf schon besser, da wurde mir angeboten, den Käse gefächert zu legen, damit sich die Scheiben besser trennen lassen. aber das Plastik auf der Waage ließe sich aus hygienischen Gründen nicht vermeiden, hieß es.

In der vierten Regalreihe hatte sich meine Ratlosigkeit in Frust gewandelt. Es gab extrem wenig, das nicht in Plastik verpackt war. Vereinzelt hatte ich Alternativen gefunden, aber selbst Nudeln und Reis waren ein Problem. Die einzige in Pappe verpackte Nudelsorte war Barilla und die ist – sofern sie nicht heruntergesetzt ist – so teuer, dass wir sie uns schlicht nicht leisten können. Einen kleinen Triumph gab es dann aber später, als wir doch nochmal den Supermarkt wechselten. Da waren die Barilla-Nudeln im Angebot gerade mal 10 ct pro Packung teurer als die Discounter-Nudeln.“

Selbst wenn man in einer Kleinstadt wohnt, in der es diverse Reformhäuser oder Bioläden gibt und man es sich leisten kann, ausschließlich dort einzukaufen, wird man sich wundern, wie schwer ein plastikarmer Einkauf ist. Viele Produkte gibt es schlicht nicht ohne Plastik.

Also dachte ich mir, wenn der Berg nicht zu Propheten kommt, muss eben der Prophet zum Berg – oder so… Wenn es nicht möglich ist, plastikfrei einzukaufen (von ein paar viel zu wenigen Ausnahmen, die in dieser Inforeihe auch noch vorgestellt werden, mal abgesehen), muss man es eben möglich machen oder nach Alternativen suchen. Und deshalb wird es neben allem anderen am „Plastik-FreiTag“ auch Vorschläge geben für Anschreiben an Hersteller, Supermärkte/Discounter, Verpackungsmittelfirmen, Politiker uvm.

Plastik-FreiTag

Jeden Freitag ist Plastik-FreiTag! Neben Informationen, Mitmach-Aktionen, Organisations- und Praxistipps werde ich bereits vorhandene Projekte und Möglichkeiten vorstellen und für Sie hinterfragen, wie diese zustande kamen. Die Leser sollen animiert und in die Lage versetzt werden, ihren eigenen Plastik-FreiTag auf die Beine zu stellen.

© Andrea Wlazik

Weitere Folgen des Plastik-FreiTag:

Plastik-FreiTag: Schluss mit Plastiktüten im Land der Horizonte!

Plastik-FreiTag: Kaffeekapseln – Fluch oder Segen?

Musterbrief Kaffeekapseln

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