FroschKnapp 6 Wochen gibt es den Plastik-FreiTag jetzt. Hauptanliegen ist nicht etwa der erhobene Zeigefinger sondern vielmehr die Sensibilisierung für etwas, das für viele zur Selbstverständlichkeit geworden ist: Plastikkonsum.

Schritt für Schritt zu einer plastikfrei(er)en Welt, das ist das Anliegen. Alles andere wäre utopisch und würde eher demotivieren als mitzureißen.

Der Plastik-FreiTag ist ein Praxisversuch, bei dem jeder mitmachen und zu dem jeder sein Scherflein beitragen kann…

Plastiktüten, Plastiktüten und nochmal Plastiktüten

Ja, ich weiß, es nervt. Aber Plastiktüten sind tatsächlich sehr leicht zu vermeiden, weshalb ein Umdenken in diesem Punkt der ideale Einstieg ist. Bei mir hat das in den letzten Wochen ziemlich gut geklappt. In der Regel nehme ich Taschen mit oder ich schnappe mir im Laden herumliegende Kartons (damit vermeide ich auch die Plastiktüten beim Gemüsekauf). Notfalls kaufe ich eine Leinentasche oder Papiertüte.

Und da wir schon beim Thema Plastiktüten sind, schwenke ich auch gleich rüber zu meinem…

Aufreger Nummer 1: C&A

C&A hat mich in diesen 6 Wochen gleich mehrfach aufgeregt. Lag bestellte Ware früher in Papier eingeschlagen im Karton, ist jetzt jedes Teil einzeln in eine riesige Plastiktüte gepackt. Mir erschließt sich der Sinn nicht. Verschmutzungen beim Kunden werden damit nicht vermieden, immerhin muss man zum Anprobieren die Kleidung aus der Tüte nehmen. Verschmutzungen beim Transport? Wenn man nicht zufällig einen Postboten hat, der seinen Job riskiert, indem er Kartons grundsätzlich erstmal in einer Pfütze stehen lässt, ist die Wahrscheinlichkeit für eine Verschmutzung gering. Als Schutz vor eventuellem Abfärben wäre dünnes Papier – wie man es früher auch hatte – sicherlich ausreichend.

Mein letzter Eindruck von der hiesigen C&A-Filiale im Jahr 2014 bestand darin, dass man mir eine Plastiktüte mit meiner Ware überreichte, obwohl ich ausdrücklich gesagt hatte, dass ich keine möchte. Leinentaschen oder Papiertüten als Alternative gab es gar nicht. Ich habe die Tüte wieder zurückgegeben. Und so geht mein offener Brief dieses Mal an das Unternehmen C&A. Gerne dürfen Sie den entsprechenden Musterbrief für Ihre Zwecke nutzen.

Plastik-FreiTag: Alles klappt leider (noch) nicht

Beim plastikarmen Einkauf muss man wachsam sein. Fleisch wird z.B. oft doppelt in Plastik verpackt – achten Sie einmal darauf. Dann kann man darum bitten, dass nur eine Tüte verwendet wird. Käse kann man auch mal nur in Papier verpacken lassen. Und die Plastikblättchen zwischen den einzelnen Scheiben lassen sich vemeiden, wenn man den Käse am Stück kauft. Milch und Joghurt im Glas sind recht teuer, Quark plastikfrei gibt es im normalen Supermarkt nicht.

Toilettenpapier ohne Plastikverpackung bekommt man nirgends. Aber für Taschentücher gibt es eine Alternative – die der ein oder andere vielleicht auch anstatt Toilettenpapier verwenden mag. Bei uns liegen keine plastikverpackten Taschentücher mehr in der Schublade. Dafür steht jetzt in jedem Zimmer eine dekorative Taschentuchbox aus Pappe (die 100%-Recycling-Variante von dm).

Unser Surftipp:
 
Plastikarme und plastikfreie Produkte (auch verpackungstechnisch) findet man auf dem Informationsportal www.plastikfrei.at. Je mehr Menschen sich dort anmelden und plastikfreie Alternativen listen, desto einfacher wird es für den Einzelnen werden, diese zu finden.

Vieles, was es tiefgekühlt im stabilen Plastikbeutel gibt, erhält man woanders bereits im nur hauchdünn beschichteten Pappkarton. Aber Achtung: Kilometerweit zu fahren, um eine Packung TK-Spinat im Karton zu kaufen lohnt sich weder für Ihren Geldbeutel noch für die Umwelt.

Hoch erfreut!

Ich habe mich schon lange gefragt, warum die großen Waschpulvereinheiten in Kartons verpackt werden können, die kleinen aber grundsätzlich plastikverpackt sind. Das wird sicher nicht daran liegen, dass der Inhalt der einen Packung in irgendeiner Form empfindlicher ist, als der der anderen Verpackung. Für mich ist das überflüssiges Plastik, weil es die Ware in keinster Weise zusätzlich schützt – es sei denn, der oben genannte Postbote hat einen Artgenossen in der großen weltweiten Waschmittelspedition.

Umso größer war meine Freude, als ich bei meinem letzten dm-Einkauf das Frosch-Waschpulver im Pappkarton entdeckte. Es ist ein bißchen teurer als das dm-Waschpulver, mir aber dennoch (oder vielmehr gerade deshalb) einen weiteren offenen Brief wert – an dm, Procter & Gamble (z.B. Ariel und Dash) und Henkel (Persil, Spee, Weißer Riese uvm). Auch diesen Musterbrief an die Waschmittelhersteller dürfen Sie gerne verwenden.

Aufreger Nummer 2: Obst und Gemüse

Ist das bei Ihnen auch so? Sie wollen im Discounter oder Supermarkt Bio-Obst oder -Gemüse kaufen. Selbst dort, wo konventionelle Ware lose angeboten wird, ist Bioware in Plastik eingeschweißt. Als ob das in irgend einer Weise zum Einkaufsverhalten von Bio-Käufern passen würde…

Was meinen Adrenalinspiegel sofort in die Höhe schnellen lässt, sind eingeschweißte Gurken. Wem bitteschön nutzt dieses Plastikkondom, außer vielleicht dem Handel, weil die eingeschweißten Gurken schneller schimmeln als ihre freigeistigen Kollegen? Druckstellen gibt es mit Plastikfolie auch nicht weniger, da müsste dann schon eine Hartplastikschale her – Gott bewahre!

Ansonsten: Lose kaufen, wo es lose geht. Hofläden sind eine tolle Bezugsquelle und wenn man saisonal kauft, oft gar nicht so viel teurer als die Ware im Discounter.

Aufreger Nr. 3: Streichhölzer

Gibt es eigentlich nirgendwo mehr Streichhölzer, die nicht in Plastik eingeschweißt sind? Erinnern Sie sich? Früher bekam man Streichholzbriefchen oder -schachteln einzeln am Kiosk und in jedem Supermarkt. Größere Gebinde gab es in Papier (!) verpackt. Zu Sylvester wollte ich Streichhölzer besorgen. Beim dritten Geschäft, in dem es drei verschiedene Größen Streichhölzer gab, allesamt in Plastik verschweißt, wurde ich dann bockig. Nicht mit mir! Wovor haben die Angst? Dass ein Dieb kommt und ein einzelnes Streichholz aus der Schachtel klaut???

Mitmachen!

Sinn der Sache ist nicht, dass einige Wenige auf jedes Fitzelchen Plastik verzichten, während sich Andere nicht zuständig fühlen. Wir sind umgeben von Plastik und werden nicht von jetzt auf gleich eine plastikfreie Welt erreichen. Wichtiger ist es, möglichst viele Menschen darüber zu informieren, wo man ganz bequem überflüssiges Plastik einsparen kann, denn damit wäre ein erster großer Schritt getan und schon viel gewonnen.

Jeder kann sich am Plastik-FreiTag beteiligen. Haben Sie auch ein Projekt, das zur Aufklärung über oder zur Vermeidung von Plastikmüll beiträgt? Informieren Sie uns, wir berichten gerne. Gerne veröffentlichen wir auch zum Thema passende Gastartikel, Fernseh- oder Surftipps. Unverändert, unter Angabe des Copyrights und mit Verlinkung zum Original dürfen Artikel von Wortkulturen – auch der Plastik-FreiTag – auf anderen Seiten geteilt werden. Beteiligen Sie sich außerdem auf Facebook, indem Sie (mit-)diskutieren und Ihre Tipps und Erfahrungen einbringen.

Ich wünsche Ihnen eine plastikarme Woche. Nächsten Freitag geht es weiter – bleiben Sie neugierig!

© Andrea Wlazik

Außerdem in der Reihe Plastik-FreiTag:

Plastik-FreiTag: Musterbrief Waschpulver in Plastik

Plastik-FreiTag: Musterbrief C&A

Plastik-FreiTag: Rückblick auf Weihnachten

Plastik-FreiTag: Weihnachten auf Plastikbergen

Plastik-FreiTag: Das Ding mit der Motivation

Plastik-FreiTag: Kaffeekapseln – Fluch oder Segen?

Plastik-FreiTag: Musterbrief Kaffeekapseln

Plastik-FreiTag: Schluss mit Plastiktüten im Land der Horizonte!

Plastik-FreiTag – Auf in ein plastikfreies Leben!

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