EtepeteteBis zu 50% einer Ernte landet auf dem Müll – nicht etwa weil sie ungenießbar wäre, sondern weil sie nicht der Norm entspricht: Die Möhren sind zu krumm, die Rote Bete zu klein, die Tomate hat Beulen. All diese kleinen „Schönheitsfehler“ möchte der Handel uns Verbrauchern nicht zumuten. Mit dem Resultat, dass in einer Welt, in der jährlich 3,1 Millionen Kinder an den Folgen von Unterernährung sterben, 28% der weltweit bestellten Ackerflächen ohne jeglichen Nutzen bewirtschaftet werden. 250 Milliarden Kubikmeter Wasser werden so sinnlos verbraucht während gleichzeitig 800 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. Paradox, oder?

Etepetete

Sind wir Verbraucher denn tatsächlich so „Etepetete“, so pingelig, so zimperlich? Ist die einsame Karotte ernährungsphysiologisch wertvoller als die, die ihre Beetnachbarin liebevoll umarmt? Schmeckt die runde Kartoffel wirklich besser als die herzförmige? Wohl kaum. Die Natur ist so bunt, vielfältig und farbenfroh – es ist fast schon eine Schande, wie der Mensch sie zu vereinheitlichen sucht. Sie ist eine Künstlerin, deren Leinwand wir wieder und wieder bearbeiten, um das Kunstwerk unserem gruppendynamisch angepassten ästhetischen Gefühl unterzuordnen, ohne zu merken, dass wir uns damit einzigartige Erlebnisse nehmen.

Schauen Sie sich doch einmal das nachfolgende Video an:

Verkannte Kunstwerke retten

Alleine in Deutschland werden jedes Jahr ca. 11 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, oft schon direkt beim Erzeuger. Gemüse wird weggeschmissen, zur Energiegewinnung missbraucht oder allenfalls noch an Tiere verfüttert. 

Hochwertiges Gemüse gehört aber nicht auf den Kompost oder in den Trog sondern auf den Teller. Das erkannten die 25-jährigen Münchener Carsten, Georg und Chris während eines angeregten Gesprächs zum Thema Lebensmittelverschwendung. In 2014 gründeten sie ihre GmbH „Etepetete“ mit dem Ziel, verkanntes, nicht der Norm entsprechendes Gemüse zu retten, indem sie es einerseits zu leckeren Suppen, Soßen und Eintöpfen verarbeiten und es andererseits in Form einer „Gemüseretterbox“ an Menschen zu liefern, die eben nicht zu etepetete sind, um hochwertiges Gemüse mit Charakter zu verzehren.

Kleinbauern und Gemüsegärtnern den Rücken stärken

Vorrangiges Ziel von „Etepetete“ ist es, der maßlosen Verschwendung von Lebensmitteln entgegenzuwirken. Gleichzeitig stärken sie aber auch regionale Gemüsegärtner und Kleinbauern, die sonst strengen Handelsnormen unterworfen sind und hier ihr Gemüse in gute und wertschätzende Hände abgeben können.

Momentan arbeiten die Gemüse-Retter mit einigen Biobauern in ganz Süddeutschland zusammen. Die Gemüseretterkiste mit verschiedenen Biogemüsen und Rezeptvorschlägen, ebenso wie zu einem späteren Zeitpunkt auch die in Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Koch geplanten Produkte im Glas, können bald schon über den Online-Shop bestellt werden. Verschickt wird beides mit einem klimaneutralen Versandservice. Zielsetzung für die Zukunft ist es aber, mehrere Standpunkte in Deutschland aufzubauen, um so regional wie nur möglich zu sein.

Auch bei der Verpackung achten die Jungs von „Etepetete“ auf Nachhaltigkeit. Verpackt werden die kulinarischen Genüsse in recyclebaren und mit Kleber aus Maisstärke verklebten Kartons, ausgepolstert mit Holzwolle aus Fertigungsabfällen.

Gemüse-Retter unterstützen per Crowdfunding

Mit „Etepetete“ kann sich etwas verändern. Im Gegensatz zum Supermarkt oder Discounter können wir nicht nur wählen, ob wir wirklich lieber die gerade gewachsene oder die krumme Möhre essen wollen. Mit unserem Kaufverhalten können wir signalisieren, dass wir mit der Normierung von Gemüse und der Wegwerfmentalität in Sachen Lebensmittel nicht einverstanden sind.

Es gibt riesige Mengen an Gemüse mit „Schönheitsfehlern“, die  beschafft, verarbeitet und verschickt werden wollen. Lager und Verpackung müssen bezahlt werden, ebenso wie die Werbung für das kleine Unternehmen, die bislang nur durch die Hilfe vieler Freunde möglich war. Für all dies braucht das Startup „Etepetete“ ein Startkapital in Höhe von 25.000 €, die über ein Crowdfunding zusammenkommen sollen. Als Dankeschön für Investoren (bereits am 5 € möglich) gibt es je nach investiertem Betrag z.B. Rabattgutscheine, Test- und Dankespakete oder die Teilnahme an der Startfeier.

Bitte unterstützt die Jungs von „Etepetete“ bei der Umsetzung ihrer genialen Idee gegen den Lebensmittelwegwerfwahn unserer Gesellschaft.

Etepetete – wer is(s)t schon gern normal?

© Andrea Wlazik

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