Immer noch laufen sie In vielen Städten beinahe wöchentlich durch die Straßen und fordern, Menschen abzuschieben, die sich in ihrer Not hierher geflüchtet haben. Viele von ihnen sind der Meinung, diese Menschen hätten ihren langen und beschwerlichen Weg ohne Hab und Gut auf sich genommen, nur um sich „hier bei uns ein schönes Leben zu machen“. Respektlos, denn viele dieser Menschen riskieren ihr Leben, lassen ihre Existenz und oft auch Familienangehörige zurück, in der Hoffnung auf ein bißchen Sicherheit.
Aber jetzt mal ernsthaft! Sollte man diesen Abschaum nicht doch lieber abschieben?
Abschaum abschieben?!
In der Neujahrsnacht treten und schlagen sieben Männer in Berlin einen Juden aus Israel, der sie auffordert, antisemitische Gesänge zu unterlassen. Nur wenige Tage später, am 04.01.2015, detoniert in einem Asylbewerberheim in Grabau eine Rauchbombe. Am frühen Morgen des 11. Januar werfen Unbekannte einen Stein in ein Fenster des Asylbewerberheims Güstrow. Am gleichen Tag randalieren zwei Nazis in einem Asia-Imbiss in Grevesmühlen.
Am 17.01.2015 attackieren sechs Männer kurz nach Mitternacht ein Asylbewerberheim in Porta Westfalica mit Paintball-Waffen. Sie hämmern an Fenster untd Türen und brüllen ausländerfeindliche Parolen. Das Ausmaß der Angst, die die Menschen im Inneren des Gebäudes empfunden haben müssen, lässt sich nur erahnen.
In Magdeburg greifen am 20.01.2015 zwei Jugendliche einen Asylbewerber in der Straßenbahn an. Sie bespucken ihn, schlagen und treten ihn. Am 25. Januar verprügeln vier Männer einen Asylbewerber an einer Haltestelle in Dresden. Zwei Tage darauf dreschen in Wassenberg sieben Nazis mit Schlagstöcken auf drei Flüchtlinge ein.
Am 07. Februar 2015 verängstigen mindestens 20 teilweise vermummte Nazis die Bewohner eines Asylbewerberheims in Dortmund. Sie stehen in der Nacht mit brennenden Fackeln vor dem Heim, gröhlen ausländerfeindliche Parolen und zünden Feuerwerkskörper.
Hunderte Neonazis und Pegida-Anhänger versuchten am 02.03.2015 ein von Flüchtlingen und Unterstützern aufgebautes Protestcamp vor der Semperoper in Dresden zu stürmen. Sie brüllten Nazi-Parolen und warfen mit Feuerwerkskörpern und Flaschen.
Alleine in 2014 gab es laut Pro Asyl 77 tätliche Angriffe auf Flüchtlinge und 153 Angriffe auf deren Unterkünfte. Die oben genannten Ereignisse sind nur ein kleiner Auszug dessen, was Asylbewerbern in den ersten Wochen des Jahres hier in Deutschland passiert ist. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann bei Netz gegen Nazis nachlesen, wie sich rechte Gewalt in Deutschland Bahn bricht und scheinbar salonfähig wird.
Abschaum abschieben!
Mir fällt dazu nur eines ein: Das Argument, wir könnten uns via Asyl „den Abschaum ins Land holen“ ist lächerlich – den wahren Abschaum, die braune Gülle nämlich, haben wir bereits hier! Auch in unserer Nachbarschaft soll es demnächst ein Asylbewerberheim geben. Ich hoffe und glaube, ich kenne unseren Ort gut genug, um zu wissen, dass wir die Flüchtlinge herzlich in unserer Mitte aufnehmen werden.
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