Coca-ColaCoca-Cola, dem Marktführer im Segment der Erfrischungsgetränke, reicht seine Vormachtstellung scheinbar nicht aus. Aus reiner Profitgier will der Getränkemogul seine 0,5 und 1,5 Liter Mehrwegflaschen durch Einwegflaschen ersetzen. Was interessiert es da schon, dass durch diese Entscheidung der Umwelt schwere Schäden entstehen, Arbeitsplätze gefährdet werden und das deutsche Mehrwegsystem immer weiter unterwandert wird.

Steigt Coca-Cola aus dem Mehrwegsystem aus?

Nein, sagt eine vom Unternehmen veröffentlichte „Klarstellung“. Angeblich sollen nur die 0,5 und 1,5 Liter PET Mehrwegflaschen durch Einwegflaschen ersetzt werden. Branchenintern munkelt man aber bereits, dass auch die 1,0 Liter Mehrwegflasche in den nächsten zwei bis drei Jahren durch Einwegflaschen ersetzt werden soll.

Einige Argumente der Coca-Cola GmbH sind durchaus nachvollziehbar und scheinen auf den ersten Blick sogar im Sinne der Umwelt. So müssten z.B. häufig leere Kästen transportiert werden, weil vor allem die handlichen 0,5 Liter Mehrwegflaschen oft an anderer Stelle zurück gegeben werden, als sie gekauft wurden.

In seiner Stellungnahme weist das Unternehmen ausdrücklich auf die unterschiedlichen Flaschenmaterialien hin, die für Getränkeflaschen aus dem Hause Coca-Cola verwendet werden. Besondere Erwähnung findet dabei die Glasflasche. Mal ganz ehrlich! Wann und wo haben Sie zuletzt eine Glasflasche mit einem Erfrischungsgetränk gesehen? Die letzten, die mir vor die Augen kamen, fassten gerade mal 0,2 oder maximal 0,33 Liter und kamen aus einem Getränkeautomaten.

Coca-Cola gibt an, auch an innovativen Verpackungen zu arbeiten wie z.B. an der neuen rPET-Flasche, die zu 100% aus Recyclingmaterial besteht und mit der neuen Coca-Cola life auf den Markt kommen soll. Solange dem aber noch nicht so ist und die rPET-Flasche sich nicht bei allen Getränken durchsetzt, bleibt es wohl bei der klassichen Einweg-PET-Flasche.

Wie bereits in der Folge .„.Plastik-FreiTag: Einwegpfand, der Öko-Irrweg.“ beschrieben, werden Einwegflaschen nicht wiederbefüllt sondern nach einmaligem Gebrauch geschreddert und zu minderwertigerem Rohstoff verarbeitet. Zur Herstellung klarer Flaschen muss diesem mindestens zur Hälfte neues PET hinzugefügt werden. PET-Mehrwegflaschen hingegen werden bis zu 20 Mal wiederbefüllt, Glasflaschen sogar bis zu 50 Mal. Beide werden nach dieser häufigen Nutzung ebenfalls dem Recycling zugeführt.

Coca-Cola im stetigen Kampf gegen Mehrweg

Entgegen aller Nachhaltigkeitsversicherungen ist Coca-Cola auf dem ständigen Kriegspfad gegen das deutsche Mehrwegsystem. Die Deutsche Umwelthilfe listet folgende Angriffe:

  1. 1987 kündigte Coca-Cola an, die 1,0 l Mehrwegflasche durch Einweg-PET ersetzen zu wollen. Umweltminister Töpfer reagierte darauf mit einer Verordnung zur Einführung eines Einwegflaschenpfandes.
  2. Ende der 90er Jahre forderte Coca-Cola die Abschaffung der 72 Prozent Mehrwegschutzquote und wollte bundesweit Verkaufsautomaten für Einweg-Getränke aufstellen. Die damalige Bundesumweltministerin Angela Merkel erteilte Coca-Cola eine Abfuhr.
  3. Von 2000 bis 2002 kämpfte Coca-Cola verbissen gegen die Einführung eines Pflichtpfandes auf Getränkedosen und Plastikflaschen, scheiterte aber am damals verantwortlichen Bundesumweltminister Jürgen Trittin.
  4. Zur Fußball-WM 2006 in Deutschland torpedierte Coca-Cola das Mehrwegsystem mit einer Einweg-PET Flasche in Fußballform, die als „Mehrwegflasche“ pfandfrei abgegeben wurde. Mit Unterstützung des damaligen Bundesumweltministers Sigmar Gabriel stoppte die DUH diesen Versuch, den Mehrwegschutz und Einwegpfandregelungen zu unterlaufen.
  5. Im Januar 2015 wurde bekannt, dass Coca-Cola sich erneut von Mehrweg verabschieden möchte.

Mittlerweile ist bekannt, dass sich die jetzige Bundesumweltministerin Hendricks NICHT wie ihre Vorgänger für den Schutz des Mehrwegsystems einsetzen wrd. Sie hält eine Lenkungsabgabe auf Einwegflaschen derzeit für unnötig und ist der Ansicht, dass eine Pflicht zur deutlicheren Kennzeichnung von Mehr- und Einwegflaschen zur Regulierung ausreicht.

Grün, gesund, sozial? Alles Augenwischerei!

Letztendlich sind die wahren Hintergründe für die Umstellung von Mehr- auf Einwegflaschen – und das kann man sogar aus der Klarstellung von Coca-Cola herauslesen – wirtschaftlicher Natur. Wie so oft soll der Profit maximiert werden, ohne Rücksicht auf die Umwelt oder die Menschen. Alleine bei Coca-Cola werden bis zu 1.000 Arbeitsplätze durch die Umstellung verloren gehen, schätzt die DHU. Wenn dieses Beispiel Schule macht, werden in Deutschland tausende weitere Arbeitsplätze folgen.

Coca-Cola ist bekannt für großartige Marketingstrategien und erfolgreiches Greenwashing. Plötzlich sind Vitamine im Wasser oder Stevia in der Cola, ganze 30% pflanzliche Stoffe in der Plastikflasche oder man arbeitet eben mal mit dem WWF oder angesehenen Organisationen zusammen. Bei soviel Gesundheit, Umweltbewusstsein und sozialem Gewissen kann man es sich schonmal erlauben, das deutsche Mehrwegsystem zu unterwandern und sogar über Coca-Cola-Kapseln nachzudenken, die unseren Kindern – ähnlich wie Kaffeekapseln – über Jahrhunderte als riesige Plastik- und Alumüllberge erhalten bleiben.

Wie grün und sozial Coca-Cola wirklich ist, zeigt dieses Video:

Nie wieder Coca-Cola!

Natürlich kann man weiterhin Produkte des Unternehmens kaufen, vielleicht tut man es bei der Vielzahl der Getränke, die unter unterschiedlichsten Namen von Coca-Cola hergestellt und verkauft werden, sogar unbeabsichtigt. Man kann es aber auch lassen, sich informieren und um diese Produkte – so wie auch um alle anderen in Einwegflaschen – einen großen Bogen machen.

Wir kaufen lieber Sprudelwasser in der Glasflasche und wenn’s mal etwas Besonderes sein soll, Säfte oder Sirup zum Verfeinern. Getränke aus der Plastikflasche schmecken sowieso nicht wirklich lecker.

Petition oder Aktion?

Weltweit stellt sich Coca-Cola gegen Umweltgesetze, unterstützt Kampagnen gegen die Pfandpflicht und kämpft gegen Mehrweg – oft erfolgreich. Aber an Deutschland beißt der Großkonzern die Zähne aus – dank Verpackungsordnung und der Unterstützung der Bevölkerung. Auch wenn fraglich ist, ob bei derlei Profitorientierung eine Petition direkt an Coca-Cola sinnvoll ist, zeigt diese doch, dass wir hier in Deutschland nicht gewillt sind, uns dem Diktat der Lobby zu unterwerfen. Zur Petition

Eine weitere Möglichkeit selbst tätig zu werden, ist es, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks darauf aufmerksam zu machen, dass wir von Einweg nichts halten und von ihr fordern, das deutsche Mehrwegsystem zu schützen. Deutsche Getränkehersteller haben ihre Produkte jahrzehntelang erfolgreich in der Mehrwegpfandflasche aus Glas verkauft. Die Umstellung auf Einweg haben sie in Kauf genommen, warum soll dann bitteschön eine Rückkehr zum Mehrwegsystem sie überfordern?

Unser umweltfreundliches Mehrwegsystem bietet sowieso schon viel zu viele Schlupflöcher und Ausnahmeregelungen. Es wird Zeit, dass die Politik anfängt, sich hinter Bürger und Umwelt zu stellen und den Lobbyisten Paroli zu bieten.

© Andrea Wlazik

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