Ostern

Bald ist Ostern!

Feiertage sind quasi prädestiniert für hohen Plastikkonsum. Wir schlemmen und genießen, das Angebot ist groß und vieles wird einfach nur in Plastik angeboten. Sich alle Genüsse zu versagen wäre nicht der Ansatz, für den der Plastik-FreiTag steht. Hier lesen hauptsächlich erwachsene Menschen, die selbst entscheiden können und sollen. Nur so kann es zu einer Veränderung der Wahrnehmung kommen, die eine langfristige Veränderung des Handelns nach sich zieht.

Vor nicht allzulanger Zeit kommentierte ein Leser unter dem Plastik-FreiTag zum Thema Karneval, nun würden die „Gutmenschen“ (das Wort habe ich im Kommentar zensiert, weil mich dieser Nazijargon schlichtweg ankotzt) nicht nur Spielzeugpistolen verbieten, sondern auch noch vorschreiben wollen, wie die Kinder Kamelle sammeln und ob Chips oder Nüsse gegessen werden. Ich verkneife mir hier die Wiederholung meiner Frage, ob jemand, der einem vorwirft, ein Gutmensch zu sein, automatisch ein Schlechtmensch ist. Ob gut oder schlecht, eigentlich sollte ich diesem Menschen wohl dankbar sein, immerhin bringt er durch seine ständigen Kommentare, von denen ich die meisten gar nicht erst veröffentliche, weil sie leicht rechtslastig sind, meine Kreativität zum Brodeln und somit mich auf einige meiner besten Artikel. Aber eigentlich finde ich ihn lästig wie eine Schmeißfliege. Und weil ich die leise Hoffnung habe, dass er der einzige meiner Leser ist, der den Plastik-FreiTag so sehr missversteht, wage ich mich an den nächsten Feiertag.

Ostern steht vor der Türe

Und mit diesem christlichen Fest eine beinahe schon unchristliche Flut an Schokolade, Weingummi und Backwerk in Form von Eiern, Hasen oder Lämmchen – symbolisch stellvertretend für Fruchtbarkeit, Unschuld und die Vergebung der Sünden. Die meisten dieser süßen Symbole finden sich – einzeln hübsch in bunt bedruckte Alufolie gewickelt – als Team in einem kuscheligen Plastikbeutel ein. Hygienisch und ästhetisch verpackt verlasen Hoppel & Co. millionenfach deutsche Geschäfte.

Wenn wir jetzt nur mit dem Kopf schütteln darüber, ändert sich gar nichs – wir machen höchstens die Erfahrung eines leichten Schleudertraumas. Wie auch zu Karneval stellt sich hier die Frage: Wie plastiklastig muss ein Fest sein, um ein Fest zu bleiben? Klar könnten wir Ostern auf all den dekorativen und leckeren Süßkram verzichten. Dann müssten wir uns aber über die langen Gesichter unserer Kinder nicht wundern. Sie sind es gewöhnt, vom Osterhasen beschenkt zu werden. Das ein oder andere könnte vielleicht auf die Idee kommen, nicht brav genug gewesen zu sein, was ja pädagogisch gesehen nicht zwingend verkehrt wäre. Aber ein osterhasenausfalltraumatisiertes Kind könnte womöglich bleibende Schäden davontragen, Komplexe bekommen und als Teenager womöglich sogar in einer Tierhandlung oder einem Streichelzoo Amok laufen.

Ostern ist eine ernste Sache

Und deshalb jetzt mal „Scherz beiseite“ – auch wenn’s Spaß macht.

Was brauchen denn Kinder an Ostern – abgesehen davon, dass es nicht schaden kann, ihnen die Ostergeschichte zu erzählen und Bräuche zu erklären. Sie hätten gerne Sonne, die gibt’s oder es gibt sie nicht – auf jeden Fall ist sie unverpackt.  Sie wollen Spaß haben – was ja auch nicht unbedingt abhängig ist von Plastik. Und sie wollen Eier und Süßkram suchen.

Wir erleben hier zu Hause, dass der Verzicht auf Plastik oft auch eine Frage des Geldbeutels ist. Deshalb bin ich dafür, dass jeder in seinem Rahmen Verantwortung übernimmt. Das heißt aber nicht, dass man resigniert erkennt, dass die in Plastik eingeschweißten Schokokonvolute das Einzige sind, was man sich leisten kann. Vielmehr müssen wir darüber nachdenken, was uns wirklich wichtig ist und ob es Alternativen gibt.

Nicht nur der Osterhase legt Eier

Wie wäre es mit 10 statt 20 Schokoladeneiern? Dafür versteckt der Osterhase vielleicht einen besonderen Stift, ein Pixibuch oder eine hübsche Haarspange. Und schon hätten wir zwei von vier völlig überlfüssigen Plastiktütchen gespart. Achten Sie darauf, dass die Tüten, die Sie kaufen, nicht hauptsächlich Luft beinhalten – auch so kann man Plastik einsparen. Kaufen Sie für ältere Familienmitglieder, die Sie zu Ostern beschenken möchten, lieber ein paar besondere (unverpackte) Schokoladeneier aus einer Confiserie und machen Sie statt eines großen Nests (womöglich noch im Plastikkorb) ein kleines Päckchen, liebevoll verziert mit einem selbstgemachten Filz-Ei.

OsternFilzplatten gibt es in unterschiedlichen Stärken in jedem Bastelgeschäft. Festere Platten eignen sich hervorragend, um daraus Eierbecher zu machen, die sich (vielleicht mit einem selbstbemalten Ei) ebenfalls – und nicht nur zu Ostern – verschenken lassen: Einfach einen ca. 3 cm breiten Streifen abschneiden und als Ring mit wenigen Stichen zusammennähen. In einer passenden Farbe ein etwas größeres Ei ausschneiden und auf die Ringnaht nähen.

Auch selbstgebackene Plätzchen in Hasen-, Lamm- oder Eiform, verpackt in einem hübsch verzierten Glas, eignen sich zum Verschenken. Im Internet gibt es jede Menge weitere Anregungen, die schon für Kinder umsetzbar sind und auch für Erwachsene mit zwei linken Bastel- oder Nähhänden taugen.

Bunt muss es sein, das Oster-Ei

Es gibt fertige bunte Eier zu kaufen. Ich muss das wissen, ich habe sie gerade meinem Mann abgewöhnt, der sie gerne für unterwegs mitnahm. Aber es gibt sie meist in Plastikverpackung und in der Regel sind es weder Bio- noch Freilandeier. Mal eben zehn Eier hart zu kochen und wieder in den Karton zu packen, ist nun wirklich keine Arbeit.

Und zu Ostern wird hier sowieso selbst gefärbt. Es müssen ja nicht unbedingt Pflanzenfarben aus der Küche sein, auch wenn diese gesundheitlich unbedenklicher sind. Aber sind wir mal ehrlich, pflanzlich zu färben ist auch ziemlich zeitaufwändig. Wer Plastik sparen will, greift eben zu herkömmlichen Farbpulvern oder -blättern in Papiertütchen. Man kann gekochte Eier auch mit ungiftigen Wasserfarben bemalen, was das Färben zu einem Familienevent und Kindern großen Spaß macht. Wenn man etwas weniger Wasser nimmt als beim Malen auf Papier, werden die Farben auch schön kräftig. Außerdem hat man so etwas mehr Gestaltungsspielraum.

Nehmen Sie sich Zeit!

Ein schöner Ausflug mit der ganzen Familie an einem sonnigen Ostertag, vielleicht noch ein Picknick und Spiele im Freien bleiben den Kindern viel länger und schöner in Erinnerung als Berge von Süßkram. Gehen Sie mal wieder raus, in den Park, in den Wald, aufs Feld. Es ist Frühling, es gibt viel zu Entdecken. Und wenn es ausgerechnet Ostern regnen sollte, können Sie zu Hause gemeinsam Spielen, Basteln, Kochen, Backen.  Haben Sie einfach eine schöne Zeit!

In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern frohe Ostern!

© Andrea Wlazik

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