Leise Eroberung

Von dem ca. 12.000 Jahre alten Hambacher Forst, der einst über 5.500 ha maß (neuesten Angaben nach soll er sogar mehr als 8.000 ha umfasst haben), sind nur noch knapp 1.100 Hektar verblieben. Noch am letzten Tag der diesjährigen Rodungssaison fällte RWE etwa 100 Bäume in Tagebaunähe. Wer dachte, damit wäre endlich Ruhe im Wald, der irrt…

Trotz Saisonende tobt sich RWE seit Anfang der Woche im Hambacher Forst aus. Bäume werden gefällt, Wege werden verbreitert ohne Rücksicht auf Pflanzen und Tiere. Alles wird geplättet, plan gemacht für RWEs Baufahrzeuge. Es ist ein trauriger Anblick. Der Wald wirkt „gefleddert“, geschändet. Es tut weh, das zu sehen. Viele Menschen haben das Bedürfnis, etwas zu tun. Etwas möglichst Großes, Spektakuläres, Lautes – irgendwas, das RWE stoppt. Das Problem ist, dass einfach die Kapazitäten fehlen, um kurzfristig etwas „Großes, Spektakuläres, Lautes“ auf die Beine zu stellen. Die Vorlaufzeit von „Ende Gelände“ haben wir nicht. Wenn wir zu lange warten, ist es vielleicht zu spät für den Wald.

Aktion „Leise Eroberung“

Wenn also nichts Großes, Spektakuläres, Lautes, dann vielleicht etwas Kleines, völlig Unspektakuläres, Leises. Etwas, an dem jeder teilnehmen kann, der möchte. Etwas, das wachsen kann, etwas das stört, obwohl es leise ist. Etwas, das nicht nach außen gerichtet ist, nicht auf Konfrontation, sondern nach innen, mit Blick auf das Leben im Wald.

Es ist unser aller Wald! RWE hat ihn sich geholt mit staatsgewaltlicher Unterstützung. Wir möchten ihn mit Euch gemeinsam zurück erobern. Ganz still und leise.

Wir möchten jeden Morgen mit allen Menschen, die sich anschließen möchten, in den Wald gehen. Die leise Eroberung startet um 10:00 Uhr, am Wochenende um 11:00 Uhr, am Parkplatz Manheimer Bürge d.h. dort, wo auch der Waldspaziergang losgeht. Erste Anlaufstelle ist der wunderbare See. Wir wollen uns dort niederlassen, einfach nur den Geräuschen des Waldes lauschen, den Anblick genießen und beim Meditieren Kraft tanken und Kraft geben. Wer möchte, kann die Meditation mit leiser Musik (Gitarre, Flöte o.ä.) begleiten.

Anschließend gehen wir geschlossen durch den Wald. Wir lassen uns nicht beirren, ignorieren die Maschinen.

Irgendwo, wo aktuell Bäume gefällt wurden, werden wir eine Pause machen, Essen und Trinken teilen. Und vielleicht den Wald dort, wo RWE ihn verstümmelt hat, wieder verschönern. Wir könnten Blumen pflanzen, (abbaubare) bunte Schleifen an die Bäume binden, was auch immer Euch einfällt. Diese Pause möchten wir auch nutzen, um Vorschläge auszutauschen dazu, wie es mit der Aktion leise Eroberung weiter gehen soll.

Gestern bereits startete der erste meditative Spaziergang. Die Resonanz ist gut, viele Menschen haben ihre Teilnahme für die nächsten Tage angekündigt. Polizei und RWE zeigen Präsenz – wir auch!

P.S.: Vergesst Eure Personalausweise nicht – es sei denn, absichtlich.

Weitere Bilder der Zerstörung gibt es auf dem Hambacher Forst Blog.

Artikel zum Thema:

Offener Brief zu den Polizeieinsätzen im Forst

Der Hambacher Forst weicht – und ich?

Leidenschaftliche Rede beim Kreistag

und weitere..