Halloween

Morgen ist es wieder soweit. In Scharen werden sie durch die Straßen irren, vermummte Gestalten, gruselige Zeitgenossen, Geister und Gespenster. Im Minutentakt werden sie an den Türen klingeln und den Öffnenden mit einem schaurigen „Süßes oder es gibt Saures“ eine Gänsehaut über den Rücken jagen. Wer nicht zu ihrem Opfer werden will, hat keine Wahl…

Halloween und Sankt Martin

Traditionell haben Halloween und Sankt Martin wenig gemeinsam.

„Halloween“ kommt von All Hallow’s Eve = Allerheiligen und gilt gemeinhin als religiöses (vor allem katholisches) Fest, bei dem allen Heiligen (nicht zu verwechseln mit den heilig Gesprochenen) gehuldigt werden soll. Allerdings gibt es immer wieder Gerüchte, das Fest habe seinen Ursprung bei den alten Kelten, die glaubten, dass in dieser Nacht die Geister der Verstorbenen auf die Erde zurückkehren, ihre Familien besuchen oder ziellos umher irren. Mit Feuern und Lichtern feierte man die Heimgekehrten und versuchte, mit erschreckenden Masken und Verkleidungen böse Geister fern zu halten.

„Sankt Martin“ hingegen hat seinen Ursprung zweifelsohne in der katholischen Kirche. Wie wir alle aus der Grundschule und unzähligen Martinsliedern wissen, soll der Soldat (und spätere Bischof) Martin von Tours seinen Mantel mit einem armen Bettler geteilt haben. Später, so heißt es, sei ihm Jesus erschienen, mit nichts weiter bekleidet als mit dem halben Mantel, den Martin dem Bettler gegeben hatte.

Sankt Mülloween

Gemein sind diesen beiden Festen die Lichter – an Halloween in Form von Kürbislaternen, an Sankt Martin in Form von gekauften oder gebastelten Stablaternen, die üblicherweise zu Umzügen mitgenommen werden. Zu beiden Festlichkeiten wird an Türen geklingelt. Aber während an Halloween maskierte Kinder die Bewohner der Häuser erschrecken und „Süßes“ fordern, um diese mit ihren Streichen zu verschonen, erfreuen die Kinder an Sankt Martin in vielen Regionen Deutschlands die Menschen mit ihren Laternen und ihrem Gesang. Zur Belohnung gibt es auch hier in der Regel Süßigkeiten.

Über eine weitere Gemeinsamkeit – und in eine typische Konsumfalle – bin ich beim Einkaufen gestolpert. Drei Wochen war ich mit meinem Sohn in Kur. Dass ich mich dort erholen konnte, hatte ich auch meinem festen Vorsatz zu verdanken, mich in den drei Wochen nicht um den Plastik-FreiTag zu kümmern. Ich hätte nicht einmal meinen Kaffee genießen können, hätte ich mich über jede Einzelportionspackung Milch, jedes einzelne Rührstäbchen und jeden Einwegtrinkbecher aus Plastik geärgert. Das „Abschalten“ gelang mal mehr, mal weniger gut und von Tag zu Tag besser.

Als ich wunderbar erholt, wenn auch mit einer Achillessehnenentzündung, aus der Kur zurück kam, wurde ich prompt krank. Ein Infekt und meine sowieso eingeschränkte Beweglichkeit erschwerten die Achtsamkeit beim Einkaufen sehr. Ich war immer nur froh, rasch aus dem Geschäft raus und schnell wieder zu Hause zu sein. Beim letzten Einkauf ging es mir schon besser. Aber so einfach wie gedacht fällt das Umschalten auch in umgekehrte Richtung nicht.

Halloween traf mich ziemlich unvorbereitet, mitten im Geschäft. Panisch überlegte ich, was ich auf die Schnelle besorgen könnte. Hätte ich mich nicht überrumpeln lassen, sondern einfach einen Tag länger nachgedacht, wären die einzeln in Plastik verpackten cremigen Schokosnacks und fruchtigen Brausebonbons sicher nicht in meinem Einkaufswagen gelandet. Später, fernab von aller Hektik, ausgeschlafen und mit einer Tasse Kaffee in der Hand, ärgerte ich mich dann ziemlich über mich selbst. Auch wenn ich denke, dass Verbissenheit der Feind jeder Veränderung ist, ist Unachtsamkeit auch nicht gerade hilfreich.

Zweite Chance

Jetzt ist es nunmal gekauft, das kariesfördernde, plastikbergwachstumanregende Zeug. Ich kann mich weiter darüber ärgern oder meine Energie darauf verwenden, Alternativen zu suchen, denn zumindest bis Sankt Martin ist ja noch eine Weile hin. Darum sammle ich jetzt hier mal ein paar Ideen:

Man könnte Muffins oder Kekse backen oder auch Süßigkeiten (bitte unbedingt nussfrei!) selbst machen. Verpacken kann man die Leckereien in Butterbrottütchen aus Papier. Auch selbstgemachtes Popcorn kann man darin überreichen. Indem man auf Einzelverpackungen verzichtet, Großpackungen kauft und den Süßkram entsprechend umfüllt, lässt sich einiges an Plastik einsparen. Gesund und völlig verpackungsfrei sind Nüsse, Äpfel und Mandarinen zu bekommen.

Kleine Blöckchen, einzelne Stifte oder nette Radierer gibt es oft gänzlich unverpackt im Schreibwarenladen oder mit weniger Verpackung im Großhandel. Winzige Seifen, kleine Badekugeln o.ä. wären eine weitere Idee.

Haben Sie eine Garage oder eine Einfahrt? Bauen Sie doch einen Tisch auf mit warmem Kakao, Tee und Keksen, an dem die kleinen Gespenster und Laternenträger sich bedienen können, wenn sie an Ihrem Haus vorbeikommen. Das gibt Ihnen auch die Gelegenheit für ein kleines Schwätzchen mit dem ein oder anderen Nachbarn, den Sie natürlich auch gleich mit einladen können – gemeinsam friert es sich leichter! Aber wie sagte schon meine Oma (und garantiert mindestens jede zweite weitere Großmutter im Land): „Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung.“ Also ab in den Schneeanzug und auf ins Getümmel!

Mehr fällt mir auf die Schnelle nicht ein. Deshalb freue mich sehr über jeden Kommentar, der diesen Artikel um weitere (umsetzbare und brauchtumserhaltende!) plastikfreie Ideen ergänzt.

Allen kleinen Gespenstern, Vampiren und Skeletten, ihrer Begleitung und ihren Türöffnern ein gruseliges und fröhliches Halloween!

©Andrea Wlazik

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