Hambacher Wald

Entgegen alle Vernunft und gegen die Ergebnisse von Verhandlungen und Absprachen zur Deeskalation der Lage im Forst und entgegender Klimaziele, die durch das weitere Betreiben von Braunkohletagebauen und Kohleverstromung in Gefahr sind, beginnt heute die Rodung auf „unserer Seite“ des Waldes. Der sowieso schon arg gebeutelte Hambacher Waldes ist in akuter Gefahr. Waldpädagoge Michael Zobel wendet sich mit einem erneuten Appell an den Energieriesen…

Betrifft: Appell an RWE und die Politik – Rettet den Rest des Hambacher Waldes

Sehr geehrter Herr Terium, sehr geehrte Damen und Herren bei RWE, der RWE Power AG, der RWE Generation SE,

vor etwas mehr als zwei Monaten habe ich an Sie geschrieben, den „Appell an RWE“ bezüglich der Rodungsarbeiten im Hambacher Wald.

Der Appell hat große Aufmerksamkeit gefunden, in der regionalen Presse und darüber hinaus.

Seitdem ist viel geschehen seitdem, es gab eine desillusionierende Antwort von RWE, es gibt Gespräche zwischen RWE und dem Bündnis Friedensplan und den Aktivisten im Wald und auf der Wiese. Mit dem gemeinsamen Ziel der Deeskalation, der Befriedung der Lage rund um den Hambacher Wald. Vorsichtige positive Zeichen auf allen Seiten.

Und vor Allem gibt es immer mehr Menschen, die sich ein eigenes Bild machen wollen von den Vorgängen vor Ort, von der Zerstörung des Hambacher Forstes, von den massiven Rodungsarbeiten entlang der Trasse der A4. Alleine 1000 Menschen waren bei der monatlichen Führung im Oktober dabei, weitere 337 einen Monat später. Dazu kommen vermehrt private Buchungen von Betrieben, Lehrerkollegien, Schulklassen, kirchlichen Einrichtungen, Naturschutzverbänden, Hochschulinstituten.

In vielen gesellschaftlichen Gruppen wird über die Nutzung der Braunkohle diskutiert, aktuell gibt es Stellungnahmen der Kreissynode im Kirchenkreis Jülich für raschen Ausstieg aus dem Braunkohletagebau, eine stetig wachsende online Petition zum Erhalt des Hambacher Forstes,

https://weact.campact.de/petitions/hambacher-wald-retten-klimaziele-realisieren-1

Dazu Ergebnisse der Klimakonferenz in Marrakesch, die kommende Klimakonferenz in Bonn, die Rücknahme der Räumungsverfügung des Kreises Düren gegen das Wiesencamp, den Prozess eines peruanischen Bauern gegen RWE vor dem Gericht in Essen.

RWE steht an vielen Stellen sprichwörtlich mit dem Rücken zur Wand. Der Börsenstart von innogy lief nicht wie geplant, die Presseberichterstattung wird immer kritischer, das Image wird immer schlechter.

Und nun beginnen heute die Rodungsarbeiten südlich der alten A4. Die „rote Linie“ wird überschritten, gegen alle Vernunft, gegen alle Appelle, die einmalige Natur, der immer noch schützenswerte Rest des Hambacher Waldes wird unwiederbringlich vernichtet. Unter massivem Polizeischutz werden Tatsachen geschaffen, wird der einzige Stieleichen-Hainbuchen-Maiglöckchenwald Mitteleuropas von der Landkarte ausradiert.

Alle Gespräche der letzten Wochen und Monate sind Makulatur, die Werbekampagne für innogy erweist sich als inhaltsleere Sprechblase.

Das, was heute passiert, ist ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich seit Monaten für friedliche Lösungen rund und für den Erhalt der Lebensgrundlagen rund um den Hambacher Forst engagieren.

Nördlich der ehemaligen A4 steht kein ein einziger Baum mehr. Uralte Stieleichen, unzählige Hainbuchen, zierlicher Birken, mächtige amerikanische Eichen und viele mehr liegen nun zerstückelt am aufgewühlten Boden.

Ein Schlag ins Gesicht vieler Menschen in einem breiten Bündnis aus Kirchen, Politikern, Umweltverbänden, Wissenschaftlern, Gewerkschaftern, Einzelpersonen aus allen Teilen der Gesellschaft.

Mir bleibt nur, mit meinen Mitteln weiter zu kämpfen. Als Naturführer und Waldpädagoge werde ich mit den monatlichen Führungen natürlich weiter machen. Weiter die Bilder zeigen, vom Wald, von den Rodungsarbeiten, vom aktuellen Inferno am Tagebau Hambach.

Die nächsten Termine stehen bevor, 11. Dezember, 15. Januar, 19. Februar, 19. März…

Und jeder gefallene Baum mobilisiert noch mehr Menschen, sich aktiv einzusetzen. Für den Wald, gegen eine überholte Politik, gegen einen blindwütigen Konzern, gegen eine völlig aus der Zeit gefallene Energieerzeugung.

Hier noch einmal zur Erinnerung das Ende meines Appells aus dem September:

Werte Verantwortliche bei RWE: Ich fordere nicht den sofortigen Stopp der Braunkohleförderung im Tagebau Hambach.

Aber, geben Sie sich einen Ruck, setzen Sie ein Zeichen!

Stoppen Sie sofort die Rodungssaison 2016/2017 im Hambacher Wald

Nehmen Sie die Trasse der alten A4 als „Rote Linie“ und erhalten Sie die Reste des einstmals stolzen Waldes südlich dieser Linie.

Planen Sie den Kohleabbau im Tagebau Hambach so um, dass in diesem und den kommenden Jahren Braunkohleförderung möglich ist, ohne die verbliebenen 10% des Hambacher Waldes unwiederbringlich vernichten zu müssen

Nutzen Sie diesen Schritt für die Entwicklung von innovativen Ideen. Ideen, wie der Hambacher Wald vielleicht erhalten werden kann. Für uns und unsere Kinder. Als Ausgangspunkt für neue Rekultivierungsverfahren. Als Zeichen an die Welt. Als glaubwürdiges Zeichen, wie ernst das Umdenken im Konzern gemeint ist. Als Modell für vergleichbare Regionen weltweit.

Das ist noch bessere Werbung als eine teure Kampagne von renommierten Werbeagenturen.

Setzen Sie sich zusammen mit Umweltverbänden, Politikern, Gewerkschaften, Planern, Kirchen. Und entwickeln Sie gemeinsam einen zukunftsfähigen Plan, wie es nach Ende der Braunkohletagebaue im Rheinischen Revier weitergehen soll, zum Wohle der Menschen hier vor Ort, aber auch der Menschen und der Lebensgrundlagen weltweit.

Stoppen Sie die Umsiedlungen und nehmen Sie sich Zeit, die ökonomischen, ökologischen und nachhaltigen Aspekte für die Notwendigkeit der weiteren Kohleförderung neu zu berechnen.

Helfen Sie mit, den Hambacher Wald zu retten! Noch ist es nicht zu spät.

Für alle, die schon immer mal oder mal wieder in den Wald kommen wollten, tut es jetzt!

Mit freundlichen Grüßen,

Michael Zobel, Naturführer und Waldpädagoge aus Aachen

0171-8508321 info@zobel-natur.de