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Der Aktionsadventskalender öffnete sein 11. Türchen: Beim angekündigten Spaziergang mit dem Waldpädagogen Michael Zobel, gab es einige Tränen – Tränen der Trauer, des Zorns, der Verzweiflung – Tränen der Ohnmacht. Bericht eines Teilnehmers mit vielen Fotos von Hubert Perschke.

Das elfte Türchen

Es fällt mir unglaublich schwer, Worte zu finden, die beschreiben, was sich hinter dem elften Türchen verbirgt. So viele Menschen kennen ihn, den Waldpädagogen Michael Zobel. Monat für Monat geht er mit sehr vielen Menschen spazieren und zeigt ihnen den Hambacher Forst.und immer mehr Menschen folgen seinem Ruf. Ich selbst gehe immer wieder mit ihm spazieren, doch dieser Tag heute war anders, anders als all die Spaziergänge in den vergangenen Monaten. Noch nie habe ich so viele Menschen mit den Tränen kämpfen sehen wie heute, und nicht nur mir liefen sie die Wangen herab. Wir weinten um die drei Gefangenen, die uns sehr fehlen, wir weinten um den Braunkohletouristen, der am dritten Dezember von der Polizei so brutal zusammengeschlagen wurde, dass er sich von den Folgen noch immer nicht erholt hat. Aber vor allem weinten wir um die vielen Gefallenen, die wir zu beklagen haben.

An dieser Stelle möchte ich meinen lieben Freund Bregalad zu Wort kommen lassen, denn keiner kann es so ausdrücken wie er:

In meiner Heimat standen Ebereschen, sagte Bregalad leise und wehmütig. Ebereschen, die Wurzeln geschlagen hatten, als ich ein Enting war, vor vielen vielen Jahren, als noch Ruhe war in der Welt. Die Ältesten hatten die Ents gepflanzt, um den Entfrauen eine Freude zu machen. Aber die Frauen sahen die Bäume nur an und lächelten und sagten, sie wüssten, wo weißere Blüten und reichere Ernten zu finden seien. Doch kenne ich keine Bäume dieser Art vom Volk der Rose, die ich schöner finde.

Und diese Bäume wuchsen und wuchsen, bis jeder einen Schatten wie eine grüne Halle um sich breitete. Und wenn sich ihre Zweige im Herbst bogen unter der Last der roten Beeren, war es ein Wunder an Schönheit. Schwärme von Vögeln ließen sich darauf nieder. Ich liebe Vögel. Auch wenn sie etwas geschwätzig sind. Und die Eberesche hat für alle mehr als genug.

Aber dann wurden die Vögel unfreundlich und habgierig. Sie hackten und zerrten an den Bäumen herum, warfen die Beeren herab ohne sie zu fressen.

Und schließlich kamen Orks mit Äxten und fällten meine Bäume. Ich kam und rief sie bei ihren langen Namen aber kein Rauschen antwortete mir. Sie lagen tot am Boden.

O Orofarnë, Lassemista, Carnimírië!
Wie herrlich war Dein grünes Haar, oh Ebersche, holde.
Wie glänzte weiß am schlanken Reis die volle Blütendolde.
Wie zart belaubt Dein stolzes Haupt unter der goldenen Krone.
Wie sangest Du zur Abendruh Dein Lied in kühlem Duhne.

Nun bist Du stumm, man hieb Dich um und tot liegst Du darnieder.
Die Kron‘ ist fort, Dein Haar verdorrt und niemals singst Du wieder.

J.R.R. Tolkien