Stufe

Eigentlich ist gar nicht viel passiert. Eigentlich habe ich bloß die unterste Treppenstufe übersehen, sie mit dem Fuß nur halb erwischt und schon lag ich da. Ist nicht das erste Mal. Diese Stufe müsste eigentlich Stüfchen genannt werden, sie ist nur halb so hoch wie die übrigen. So wie die Treppe auch Treppchen genannt werden müsste, sie zählt nämlich nur 2,5 Stufen inklusive Stüfchen.

Ich habe also das Treppchenstüfchen schon zwei weitere Male übersehen, als ich mit vollen Händen runterging. Vielleicht sollte ich meine Brille an einen Nagel neben der Türe hängen…

Der Unfall

Plötzlich macht es Klatsch und meine knapp 80 Kilo (inklusive Klamotten!) scheinen sich mit Wucht auf meinen rechten Fußknöchel zu schmeißen. Der Boden kommt auf mich zu, ich kann mich grad noch mit einer Hand abstützen und mir wird speiübel. Das ist das erste Gefühl, das mich überkommt, der Schmerz lässt noch gnädige 30 Sekunden auf sich warten.

An meinem äußeren Fußknöchel erwächst wie von Zauberhand sowas wie ein Hühnerei. Und ich verdanke es vermutlich nur den eiligst herbeigebrachten Arnikaglobuli, dass dieses nicht in allen Regenbogenfarben schillert. Dafür danke der lieben Hexe, die diese Wunderkügelchen aus ihrer Hexenküche herbeigezaubert und mir so das Farbenspiel erspart hat.

Eigentlich ist ja nicht viel passiert, aber die Ärztin im Krankenhaus sieht das anders. So wie ich mich an diesem Nachmittag anders gesehen hatte, als vier Stunden im Krankenhaus hin und her tingelnd, teilweise auf einer Krücke humpelnd, teilweise im Rollstuhl, immer zwischen Wartebereich, Behandlungskämmerchen und Röntgenabteilung. Zwischendrin kurze Erleichterung: Es ist vermutlich „nur“ eine Außenbandruptur, die nicht operiert werden muss. Aber am Ende ist sich die Frau Doktor gar nicht mehr so sicher, ob nicht zusätzlich noch irgendein Band mit einem unaussprechlichen Namen gerissen ist, unterhalb des Kniegelenks und dann könnte womöglich auch gleich noch was gebrochen sein. Sie hat da einen Strich auf dem Röntgenbild gesehen, den sie sich nicht erklären kann. Deshalb soll ich erstmal eine Gipsschiene kriegen und morgen nochmal wiederkommen, wenn der Oberarzt sich mein Röntgenbild angeschaut hat.

Topmodel

Eigentlich ist es ja nur eine Gipsschiene. Für mich aber bedeutet sie die Wahl zwischen „Hosenbein zerschneiden“ und halbnackig durch die Gegend rennen. Und obwohl es in Restaurants spezielle Damenkarten gibt für Frauen wie mich, auf denen nur je 2 Vor-, Haupt- und Nachspeisen stehen, weil die Kellner lieber geschäftig durchs Restaurant flitzen als sich vor unserem Tisch dem Risiko einer Thrombose auszusetzen, entscheide ich mich ziemlich spontan für Letzteres. Nicht, dass ich es mir figurtechnisch leisten könnte. Aber genausowenig kann ich mir eine neue Jeans leisten. Und ich bezweifle, dass ich die Ärztin dazu bewegen kann, die Naht meiner gerade mal knapp über eine Woche alten Stretchröhre fein säuberlich aufzutrennen.

Langer Rede, kurzer Sinn. Man stelle sich folgendes Szenario vor: „Meine Damen und Herren, unser nächstes Model, Cindy Hinkebein, zeigt sehr anschaulich, dass man kein Knochengerüst sein muss, um sich auf dem Laufsteg zu blamieren. Am linken Bein trägt Frau heute Jeansröhre, den Fuß kleidet ein ausgetretener schwarzer Schnürschuh in sportivem Design. Das rechte Bein ist in der unteren Hälfte bekleidet in einem freundlichen Duett aus Gaze und Gips, den Fuß ziert ein entenfußgleiches offenes Etwas aus gleichem Material, das den Blick freigibt auf zart bläulich angehauchte Zehen (die sich sicher jeder Mann unter seiner Bettdecke wünscht). Das Knie trägt Frau heutzutage frei, egal wie angeschwollen es auch sein mag. Auch etwas Oberschenkel darf blitzen, vorausgesetzt, die blanke Haut ist dekoriert mit Tattoos – notfalls tuns auch Besenreiser. Obenrum trägt die Dame von Welt ein viel zu langes Herrensakko, aus dessen Halsausschnitt ein loses Hosenbein baumelt. Als modisches Accessoire braucht Frau unbedingt zwei weinrote Gehhilfen, modisch schwarz abgesetzt.“

Unnötig zu erwähnen, dass eine Hose, die man nur hälftig trägt, nicht halten kann – schon gar nicht, wenn jeder Schritt, den man tut, ein Hüpfer ist…

Alltagsprobleme

Ich hatte überhaupt keine Lust, die Nacht auf dem Sofa zu verbringen. Unser Sofa als Schlafcouch zu deklarieren ist der größte Werbeschwindel überhaupt. Darauf zu schlafen – und das gleich für mehrere Tage – hätte ich höchstens in Erwägung gezogen, wenn ich masochistisch veranlagt wäre und mir den Gipfel der Extase als eine Kombination aus Fuß-, Bein- und Rückenschmerzen ausmalen würde.

Also bin ich munter die Treppe hochgehüpft. Das war gar nicht so schwer und wirkte garantiert nur halb so elegant, wie es sich anfühlte (oder doppelt so plump wie es aussah): Beide Hände auf die bequemst zu erreichende Stufe und mit Armdruck und Sprung des linken Fußes Stufe für Stufe aufwärts. Ungefähr so wie ein dreibeiniger Hund. Meiner Tochter lieben Dank, dass sie mir ihr Bett zur Verfügung gestellt hat und ihr Zimmer mit mir teilt – so die schmale Dachbodentreppe hochzuhüpfen hätte mir garantiert einen chicken Ganzkörpergips beschert.

Der Tag danach war beschwerlich. Immer wieder meldeten sich Muskeln, von denen ich nicht einmal wusste, dass sie in meinem Körper existieren. Sie brüllten „Aua!“ und „Aufhören!“ und „Halt gefälligst still!“ und noch ein paar Dinge, die ich hier aus jugendschutztechnischen Gründen nicht nennen möchte. Je länger der Tag, desto lauter wurden sie.

Und dann machte mich ein Mann sehr sehr glücklich. Hätte er keinen weißen Kittel gehabt, hätte ich bestimmt unanständige Geräusche von mir gegeben, so glücklich war ich, als der Herr Obararzt mir verkündete, dass der Strich auf dem Bild eben nur ein Strich auf dem Bild ist. Er hätte mich fast wieder loslaufen lassen, wenn ich ihn nicht darauf hingewiesen hätte, dass das verdächtige Band mit dem unaussprechlichen Namen nicht das einzige Problem war. Und so darf ich den Klotz am Bein noch ein paar Tage behalten und bekomme dann eine etwas chickere Variante aus Kunststoff, mit der ich angeblich sogar wieder normale Schuhe tragen und ohne Krücken laufen kann.

Um dieses moderne Etwas zu erlangen, soll ich einen Termin für Freitag machen, wahlweise bei einem Chirurgen oder Orthopäden. Jetzt raten Sie mal, bei wie vielen Fachärzten Sie für einen solchen Fall einen kurzfristigen Termin bekommen. Kurzfristig wäre in diesem Fall 2 Wochen gewesen, trotz ärztlicher Anordnung eines Kleiderwechsels für meinen Knöchel nach 4-5 Tagen. Über die Krankenkasse erfuhr ich dann von einem Chirurgen, der gar keine Termine vergibt, also mehr oder weniger planlos arbeitet. Ein Anruf dort ergab, dass ich am Freitag ganz früh dort sein und zwischen 1 und 3 Stunden Wartezeit mitbringen soll. Dabei dachte ich, die Wartezeit im Krankenhaus plus die beim Hausarzt, also insgesamt fast 6 Stunden, hätten mein Wartekontingent für diesen Monat erschöpft…

Erschöpft bin auch ich. Es fühlt sich nicht schön an, wenn man 80 Kilos auf die Toilette fallen lässt und Angst hat, dass man mit selbiger durch die Decke in die Küche kracht. Da kommt mir dann wieder mein positives Gemüt zu Gute und ich denke: „Was ein Glück, dass ich mir nicht parallel noch eine Blasenentzündung zugezogen habe.“ und „Gott sei Dank, dass die Gästetoilette im Erdgeschoss letzten Monat repariert wurde.“ Deutlich mühsamer sind die ernüchternden Erkenntnisse, z.B. dass die Arme einfach zu kurz sind, um im Sitzen mit gestrecktem Bein einen Strumpfersatz über den Entenfuß zu ziehen, damit der Fuß nicht abfriert. Oder dass man einen Arm zu wenig hat, wenn man zwei Krücken braucht und nicht den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen will. Dass die meisten Sitzgelegenheiten viel zu niedrig sind oder das eigene Gewicht zu hoch, um es hochzuhieven, wenn einem dazu nur die Kraft eines einzelnen untrainierten Beines zur Verfügung steht. Und überhaupt, finden Sie nicht auch, dass jedes Bauwerk verboten werden sollte, das mehr als eine Etage und keinen Aufzug hat?

Ich rufe bei der Krankenkasse an und frage nach einer Haushaltshilfe. Eine sehr freundliche und hilfsbereite Sachbearbeiterin gibt mir ein halbes Dutzend Telefonnummern, die ich abtelefoniere. Die Caritas hat keine Kapazitäten frei, schon gar nicht auf dem Land. Der nächste Pflegedienst ist nur für Seniorenpflege, der über nächste hat wieder keine Kapazitäten, den meisten sind wir zu weit weg, selbst jenen, die keine 20 km entfernt sind und zum gleichen Stadtgebiet gehören. Zwischenzeitlich habe ich mir einen Nachschub an Telefonnummern besorgt. Bis zum Abend bin ich ratlos, resigniert, mir tun die Finger weh von wählen, mir schwirrt der Kopf von den ständigen Wiederholungen, den immer gleichen Fragen und Antworten und gefühlt hängen mir die Lippen in Fransen runter.

Angsthasen

Ohnmächtig sitze ich Abends mit der Thrombose-Spritze in der Hand auf der Bank. Eigentlich dürfte ich gar keine Scheu haben. In der Schwangerschaft musste ich Insulin spritzen. „Aber das war doch ein Pen, da hat man die Nadel kaum gesehen“ flüstert ein fieses kleines Stimmchen in meinem Kopf. „Und selbst da hast Du jeden Tag Ewigkeiten gebraucht, bis Du es hinter Dich gebracht hattest“ setzt es noch einmal hämisch nach.

„Mama, was kann passieren, wenn Du nicht spritzt?“ fragt meine Große. „Dann könnte ich eine Thrombose kriegen.“ antworte ich. Spontan bietet mein Sechsjähriger an, die Spritze zu setzen, ebenso spontan lehne ich sein freundliches Angebot ab. Als er mit Oma oben ist, höre ich ihn weinen, weil er Angst hat. Er weiß nicht, was eine Thrombose ist. Ich schon und meine Große auch.

Nur meine Hand ignoriert die Tatsachen – und zwar hartnäckig. Auch nachdem die Linke vergeblich nach einer Bauchfalte gesucht und sich statt dessen ein Röllchen gekrallt hat, verweigert die rechte Hand den Dienst. Sie sieht einfach nicht ein, dass sie mehr tun soll, als die verhasste Spritze zu halten. Und zwar immer mit exakt einem Zentimeter Abstand. Den diktieren ihr meine Augen, die fixieren unablässig die Nadel, die irgendwie viel kürzer und dünner aussah, als der Arzt die Injektion vorgeführt hat.

Der Geist ist willig: „Komm schon, beim nächsten Ausatmen.“ wiederholt er geduldig bis zum 573sten Mal, dann fängt er seine Moralpredigt an. „Es kann ja wohl nicht sein, dass Dein Kind oben weint, weil Du hier unten zu feige bist, Dir diese Scheißspritze zu geben. Was bist Du eigentlich für eine Rabenmutter? Stell Dich doch nicht so an! Der ist 6 Jahre! Du bist erwachsen, benimm Dich gefälligst auch so!“ Tapfer atme ich durch, sage meiner rechten Hand, was zu tun ist. Mit dem einzigen Ergebnis, dass ich noch weitere 10 Minuten da sitze, meine Hand hypnotisiere und mir das unablässige Geblubber in meinem Kopf anhöre. Die Injektionsnadel wächst und wächst und wächst.

Die Stimme meiner Großen dringt durch das geistige Wortgefecht zu mir durch: „Mama, ich geh jetzt aufs Klo. Wenn ich wiederkomme und Du hast Dich dann noch nicht gespritzt, dann mach ich das.“ Leise stöhne ich auf, während die Stimme in meinem Kopf weiterschimpft:: „Das kann ja wohl nicht sein, dass Deine 14-jährige Dir Deine Spritze setzen muss. Kannst Du Dich nicht endlich mal…“ Mensch, würde diese Stimme endlich mal die Fre…. halten, könnte ich ganz bestimmt auch Kontrolle über meine Hand bekommen. Meine Große kommt zurück, streckt die Hand aus. „Finger weg!“ sag ich, starre noch 2 Minuten auf die Nadel und endlich, nach fast 20 Minuten setzt sich meine Hand in Bewegung. Ich bin irgendwie irritiert darüber, wie fest die Haut ist und wie weich der Speck darunter. Zügig spritze ich das Zeugs, wundere mich, dass es kaum weh tut, schimpfe mich innerlich ein Weichei und schwöre mir, dass ich morgen… – obwohl ich eigentlich heute schon weiß, dass ich morgen Abend die gleichen ohnmächtigen 20 Minuten über mich ergehen lassen muss.

Muskeln?

Abends merke ich schmerzhaft (im wahrsten Sinne des Wortes) wie untrainiert ich bin. Auf dem Weg die Treppe hoch in Tochters bequemes Bett, kann ich die Kür vom Abend zuvor toppen: In Sachen Plumpheit gibt es sich nochmal 3 Punkte mehr. Ich krieche die Treppe hoch – auf Knien. Meine Arme wollen meinen Körper nicht mehr stützen und mein linkes Bein hat keinen Bock mehr, seinen kranken Kumpel zu vertreten. So schnell bin ich noch nie eingeschlafen.

Am nächsten Morgen ist mir speiübel und schwindelig. Hastig gucke ich auf meinen Bauch. Vielleicht habe ich doch irgendwas falsch gemacht beim Spritzen. Ein roter Fleck hat sich gebildet, sowas wie ein Blutschwämmchen. Aber nix ist blau, nichts entzündet, eitrig oder sonstwas.

Stechender Schmerz als ich mir den Rücken kratzen will. Was zum Geier ist das??? Ich dachte, da hat der Mensch gar keine Muskeln! Mein „Greifradius“ ist stark eingeschränkt. Ebenso wie meine Hüpfhöhe. Heute werde ich mich schonen MÜSSEN, ich kann mich vor lauter Muskelkater kaum bewegen.

Meine Große bringt mir frische Klamotten, einen Waschlappen und ein Handtuch. Ich schaffe es gerade noch mich zu waschen, zu kämmen und mir die Zähne zu putzen, dann muss ich mich setzen. Wie auch schon am Morgen zuvor rutsche ich auf dem Po die Treppenstufen runter. Mein Sohn trägt mir die Krücken hinterher und zieht mich hoch. Der Weg von der Treppe ins Esszimmer scheint über Nacht länger worden zu sein. Ich brauche ewig, bis ich mich erschöpft auf die Bank am Esstisch fallen lasse. Mir ist schwindelig.

Sofort kralle ich mir den Beipackzettel. Nachdem ich den gelesen habe, ist mir noch schlechter – aber ich ahne immerhin, dass der rote Fleck nur davon kommt, dass ich zu schnell gespritzt habe. Und dass Schwindel und Übelkeit vermutlich von einer der Nebenwirkungen, nämlich niedrigem Blutdruck, herrühren. Einen Kaffee und ein Brot später geht es mir besser. Es scheint alles recht gut zu laufen: Meine Große macht sich wie immer alleine fertig, schmiert sich sogar ihr Pausenbrot selbst, obwohl ich das auch im Sitzen erledigen könnte. Zur Türe bringen kann ich sie nicht, meine Arme weigern sich. Aber der Kurze spielt mit, trödelt nicht ewig, geht alleine hoch, zieht sich an und putzt sogar die Zähne ohne dass wer dabei steht.

Teufelstöle

Nur unsere Dackeldame, die macht mir einen Strich durch die Rechnung. Nachdem meine Große aus dem Haus ist, fällt mir siedend heiß ein, dass sie unsere Hündin nicht hat pinkeln lassen. Eigentlich hört unsere Teeny-Dackelina gar nicht so schlecht. Zumindest außerhalb ihres Terrains. Und deshalb traue ich mich, ohne Leine mit ihr in den Garten zu gehen. Meine Chance ist, dass sie Angst vorm Dunkeln hat d.h. sich in der Dunkelheit sicher nicht weit von mir fortbewegt. Nachdem ich auf Krücken meine Angstgegner, das Treppchen und das Stüfchen überwunden habe, hopse ich über den Hof zur Gartentüre. Dackelina in sicherem Abstand hinter mir her, sie hat nämlich Angst vor den Krücken. Deshalb muss ich die auch an der Türe beiseite stellen, den Dackel anlocken und aus der Türe schieben. Ich sehe sie pinkeln und bin erleichtert. Wenn ich sie jetzt rufe, kommt sie sicher, wenn nicht, mache ich das Licht im Durchgang aus, dann flitzt sie garantiert hinter mir her. Dachte ich… Aber weder mein Rufen hat sie interessiert, noch die sonst so fürchterliche Dunkelheit im Garten. Auch nicht mein Pfeifen, mein Locken oder die Tatsache, dass ich weggehe und das Licht im Durchgang ausmache. Aber der Nachbar in seinem nicht umzäunten Garten, der ist spannend – grad im Dunkeln und wenn alle anderen Nachbarn noch schlafen. Den kann man ja mal ein Ründchen anbellen und einen auf Kampfdackel machen.

Ich schleppe mich auf meinen völlig übermüdeten Armen wieder ins Haus und rufe den kleinen Helden, der sich in seine Socken schwingt und todesmutig auf selbigen in den Hof rennt – um vor dem dunklen Durchgang stehen zu bleiben, kurz zu überlegen und kehrt zu machen. Da steht er also mein Held in glänzenden Socken, vor Angst schlotternd und ruft nach Dackelina, die auch das nicht juckt. Ich also wieder raus, mitsamt kleinem Helden zum Durchgang, Licht angeknipst, kleinen Helden zur Türe gescheucht (mit starker aber wehrloser Mama im Hintergrund kämpft es sich ja so viel leichter), er Dackelina angelockt sie am Halsband gepackt und die Türe zugemacht. So linke Nummern kann auch nur ein Dackel abziehen. Ich bin sicher, sie hat sich insgeheim schlappgelacht.

Motivation

Hauptbeschäftigung heute Vormittag: Traumatherapie in Form dieses Artikels. Vielleicht hilft’s gegen die Schmerzen und die bösen Erinnerungen an Höllenstüfchen und Monsterdackel – zumindest aber gegen Langeweile.

Nebenbeschäftigung: Telefonieren. Immer noch keine Haushaltshilfe in Sicht, selbst der nur 18 km entfernte Pflegedienst und die 12 km entfernte Diakonie, zu deren Kirchenkreis unser Dorf gehört, fanden die Strecke zu weit. Die Krankenkasse weiß keinen Rat mehr, ich auch nicht. Ich hau mich und meine müden Finger jetzt erstmal in die Horizontale, wo ich eigentlich laut Arzt die meiste Zeit des Tages hingehöre. Aber ich werd mir doch nicht die Chance auf ein so effektives Fitnesstraining entgehen lassen. Vielleicht hab ich dann ein paar Kilos weniger, wenn am Freitag die Schiene runter- und das abnehmbare Schuhdingens drankommt. Dann kann ich endlich raus aus der Jogginghose und wieder in Jeans über den Laufsteg hopsen… Naja, gehen zumindest…

© Andrea Wlazik

Wortkulturen finden Sie übrigens auch auf Facebook.