Das achtzehnte Türchen
Leise schlich das achtzehnte Türchen mit einem Rucksack in den Wald. Leise und vorsichtig, weil viel Polizei im Wald ist derzeit. Der Inhalt seines Rucksacks war zu kostbar als dass es dessen Beschlagnahme riskieren wollte. Das Licht auf der Sicherheitsbrücke von RWE war hell und bis die sichere Dunkelheit des Waldes das achtzehnte Türchen einhüllte, befürchtete es tatsächlich, entdeckt zu werden.
Erleichtert setzte es seinen Weg fort, beleuchtete den Pfad vor sich mit einer Taschenlampe. Das würde noch fehlen, dass es stolperte und die kostbare Ladung auf seinem Rücken hinüber wäre. Es freute sich, als es vom Weitem das Lagerfeuer sah. Liebe Menschen hießen es willkommen – zunächst nur ein paar. Das Öffnen des Rucksacks und des darin befindlichen Päckchens schien einen solchen Zauber auszuüben, dass sich immer mehr und zuletzt beinahe 20 Menschen um es scharrten.
„Was drinnen war, möchtet Ihr wissen, Ihr Naseweise, Ihr Schelmenpack…“
Das Türchen holte eine Tüte mit Weihnachtsplätzchen aus dem Paket. Und noch eine. Und noch eine. 40 Augen strahlten. Sie strahlten, weil es ganz besondere Weihnachtsplätzchen waren, Plätzchen mit einem ganz besonderen Hintergrund. Plätzchen, die vom anderen Ende der Republik extra für sie geschickt wurden. Vegane Weihnachtsplätzchen von Edith Penk!
„Das ist so eine krasse Person“, berichtete neulich ein Mensch, der das Glück hatte, Edith Penk kennen lernen zu dürfen. Der Mensch berichtete von besonderen Waldspaziergängen in der Lausitz mit geschichtlicher Führung durch Edith Penk. Von heißer Suppe und veganen Plätzchen.
Die 76 Jahre alte Sorbin Edith Penk lebt seit ihrer Geburt in Rohne in der Lausitz, einem Ort, der durch den nahen Braunkohletagebau in seiner Existenz gefährdet ist. 17.000 Hektar Land hat der Tagebau schon verschlungen, berichtet sie in einem Interview. Land, zu dem unter anderem der Urwald Weisswasser gehörte, ein Jagschloss nebst Park und verschiedene Heidegebiete. Auch in der Lausitz wurden und werden Bäume gefällt. Alte Bäume, berichtet Edith Penk, von denen einige sicher um die 400 Jahre alt gewesen seien.
Edith Penk kämpft für den Erhalt ihrer Heimat und der sorbischen Kultur. Wenn sie noch könnte, würde sie auch auf die Bäume klettern, um sie zu schützen. Wie die Menschen im Hambacher Forst, von denen sich einige ums Lagerfeuer scharren, ihre Weihnachtsplätzchen essen und sich Geschichten erzählen.
Aber Edith Penk hat nicht nur an das leibliche Wohl der Waldschützer im Hambacher Forst gedacht. Als moralische Unterstützung und Zeichen ihrer Solidarität hat sie ein Banner gemalt. „Typisch Edith“ sagt jemand und hat dabei ein liebevolles und begeistertes Lächeln im Gesicht.
Die Waldbesetzer und das Aktionsadventskalenderteam senden viele liebe Grüße und ein herzliches Dankeschön in die Lausitz!
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