VergewaltigungSexuelle Gewalt ist die schlimmste Form von Gewalt, die man einem Menschen antun kann. Vor allem für Kinder, deren Wohl und Persönlichkeitsentwicklung sehr vom Schutz durch Erwachsene abhängen, denen sie körperlich und psychisch weit unterlegen sind.

Nicht selten verursacht die Gleichgültigkeit oder Sprachlosigkeit ihrer Umwelt, das nicht glauben wollen oder können von vertrauten Menschen, das Wegsehen von Eltern und anderen vermeintlichen „Beschützern“ weit nachhaltigere Schäden als die Tat selbst.

Achtung: Im nachfolgenden Artikel unter der Triggerwarnung stehender Text beinhaltet Schilderungen sexueller Gewalt. Wenn Du selbst Opfer sexueller Gewalt bist und/oder nicht sicher bist, ob Du diesen Text lesen kannst, ohne durch ihn psychisch über die Maßen (z.B. mit eigenen Erinnerungen/Flashbacks) belastet zu werden, lass ihn von Dir vertrauten Personen vorab lesen.

Offener Brief

Liebe ehemalige Schulleitung der Elly-Heuss-Knapp-Schule in Darmstadt,

erinnern Sie sich noch an mich? Ich bin das dritte der vier Wlazik-Kinder. Der Kleine mit den langen blonden Haaren. Wir beide wurden zusammen „eingeschult“, ich kam in die erste Klasse und Sie haben die Schulleitung übernommen. Das war 1973, ist also verdammt lange her.

Neun lange Jahre war ich auf Ihrer Schule. Ich weiss noch, wie Sie anlässlich der Abschlusszeugnisse die übliche Rede gehalten haben von wegen „Ernst des Lebens“ und dem ganzem Blabla. Dann gab es den Datterich, ein Buch in Darmstädter Mundart, das jeder bekam, der die Schule nach der neunten Klasse abgeschlossen hatte. Ich nahm meinen Ranzen, ließ das Buch liegen und ging. „Nur raus hier“ dachte ich. „Ein für alle Mal raus hier!“

Wie konnte es so weit kommen? Haben Sie Ihre Sache so schlecht gemacht? Nun, ich würde sagen, sowohl als auch. Sie hatten Ihre Prinzipien und daran gab es nichts zu rütteln. Ich bin schon recht früh auf diese Prinzipien gestoßen. Ich glaube, es muss in der zweiten Klasse gewesen sein.

Unter dem Schutz der Schulleitung

Unser Klassenraum war hinter dem Sekretariat. Später waren die Vorschulkinder in diesem Raum untergebracht. Ich weiß nicht mehr den Namen der Lehrerin, er tut aber auch nichts zur Sache. Sie war schon älter – und das nicht nur aus der Sicht eines Siebenjährigen. Sie wirkte auf mich immer etwas griesgrämig und das war sie wohl auch. Damals gab es noch Zeigestöcke, die sie gerne und viel benutzte. Wenn man zu laut war oder irgendetwas anderes getan hatte, was nicht in ihr Konzept von einer wohldisziplinierten Klasse passte, dann durfte man seine Hände ausstrecken und sie schlug zu. Mit dem Stock schlug sie zu. Als ich zu Hause ankam und weinend meiner Mutter davon erzählte, da nahm sie mich bei der Hand und wir gingen postwendend zurück in die Schule. Am nächsten Tag waren Sie morgens direkt als Erstes bei uns in der Klasse und befragten die anderen Kinder, ob sie so was auch schon erlebt hätten. Oh ja, sie hatten und sie hatten Angst – Angst vor der Lehrerin. Diese Frau hat nie wieder auch nur eine Stunde an Ihrer Schule unterrichtet. Erst suspendiert und dann vorzeitig pensioniert, man könnte auch sagen: Weg vom Fenster!

Sie selbst kamen mir immer wie der Schrecken der Medusa vor. Ein Blick von Ihnen reichte, um einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Sie konnten unglaublich streng sein, waren aber nie ungerecht. Man wusste, woran man war.

In der neunten Klasse hatten wir Herrn T. als Klassenlehrer. Herr T. kam von einer Sonderschule und hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er lieber dort geblieben wäre. Warum er versetzt worden war, hat er nie erzählt, das war sein großes Geheimnis. Ich hatte mit Herrn T. eigentlich immer eine Menge Spaß. Er war eher kleinbürgerlich-konservativ und ich – na ja, aus der Sozialistischen Jugend bin ich wegen meiner anarchistischen Umtriebe rausgeflogen. Herr T. und ich, wir haben uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit gekabbelt. Aber in Politik hat er mir ohne zu zögern eine Eins gegeben. Herr T. hatte die unschöne Angewohnheit, wenn einer seiner Schüler zu laut war oder unaufmerksam vor sich hin träumte, seinen Schlüsselbund nach der betreffenden Person zu werfen. Dieser landete dann mit einem lauten Knall vor einem auf den Tisch. Herr T. hatte sehr viel Übung darin. Nur gelegentlich traf er doch mal einen Schüler. Der hatte dann halt Pech gehabt, er hätte ja aufpassen können. Der „Träumer“ musste dann aufstehen und Herrn T. seinen Schlüssel zurückbringen.

Es war klar, irgendwann würde der Schlüssel auch in meine Richtung fliegen. Die Tische in unserer Klasse waren zu einem großen U gestellt. Ich hatte den zweiten Tisch gleich neben dem Lehrerpult. Ich saß eigentlich immer gerne vorne, das Gebrabbel der Mitschüler störte einen dann nicht so sehr beim Träumen. Ich träumte, der Schlüssel flog und knallte vor mir auf den Tisch. Artig brachte ich Herrn T. sein Geschoss zurück. Wenn der Dich trifft, dachte ich, dann gute Nacht. Ich träumte weiter, der Schlüssel flog wieder, ich nahm ihn, stand auf, der Schlüssel flog und knallte etwa einen Meter neben Herrn T. gegen die Tafel. Totenstille!

„Hebe den Schlüssel auf!“

„Nein!“

„Hebe den Schlüssel auf, sag ich!“

„Nein!“

„Los, sofort zur Schulleitung!“

Eigentlich war das das Schlimmste, was einem passieren konnte. Meine Mitschüler hatten jetzt wohl erwartet, dass ich hunderttausend Mal schreiben müsste: „Ich darf meinen Lehrer nicht mit seinem Schlüsselbund beschmeißen!“ Eigentlich wäre eine derartige Strafarbeit auch ganz nach Ihrem Geschmack gewesen. Aber ich wusste, ich würde nicht ein einziges Wort schreiben, solange ich nur peinlich genau darauf achtete, dass ich Herrn T. nicht treffe. Es flog nie wieder ein Schlüsselbund. Am nächsten Tag kam Herr T. in die Klasse und verkündete kleinlaut, dass Sie ihm verboten hatten, mit dem Schlüssel zu werfen.

Schlagen durfte man ihre Schüler nicht – vergewaltigen schon!

Ich habe Ihnen vertraut, verstehen Sie das? Blind vertraut! Wann immer jemand an unserer Schule versuchen würde, mir ein Leid zuzufügen, würde er es mit Ihnen zu tun bekommen. Sie waren die Schulleitung, Sie waren für uns verantwortlich. Sie ganz allein. Es gab gute Lehrer und weniger gute und eigentlich haben alle versucht, ihren Job so gut wie möglich zu machen. Aber Sie hatten die Schulleitung, es war Ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass niemandem an Ihrer Schule etwas Böses geschieht – und es geschah so viel…

Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen? Warum haben Sie ihn nicht angezeigt? Sie haben es doch gewusst. All die Jahre haben Sie es gewusst! Ich weiß, dass es so war und Sie wissen es auch. 77 – es muss 1977 gewesen sein, da waren wir bei Ihnen! Zuerst mein großer Bruder Andreas, Sie erinnern sich? Natürlich erinnern Sie sich! Sie haben ihn auf dem Flur sitzen lassen, so wie Sie es immer mit Schülern taten. Fünf Minuten war die Ausnahme, eine Viertelstunde die Regel. Warum haben Sie uns eigentlich immer warten lassen? Hatten Sie Angst vor uns? Oder glaubten Sie, dass wir dann mehr Respekt vor Ihnen hätten? Meinen Bruder haben sie besonders lange warten lassen. Eine Stunde hat er auf dem Flur gesessen. Glaubten Sie, er ginge wieder, wenn Sie ihn nur lange genug schmoren ließen? Ahnten Sie vielleicht schon, warum er Sie sprechen wollte? Immerhin war er schon seit der fünften Klasse, also seit knapp drei Jahren, nicht mehr an der Elly-Heuss-Knapp-Schule. Was haben Sie geantwortet, als er Ihnen berichtete, dass der Lehrer Erich Buß ihn vergewaltigt hatte, ihn und andere. Was haben Sie zu ihm gesagt?

Sie sagten, dass Sie das nicht ernst nehmen könnten und dass Buß ja einiges für ihn getan hätte. Sie konnten meinen Bruder nicht ernst nehmen? Warum denn nicht? Warum glaubten Sie denn, entscheiden zu können, dass man ihn nicht ernst nehmen müsse? Welche Befähigung hatten Sie, das zu entscheiden? Da steht ein vierzehn Jahre alter Junge vor Ihnen und erzählt, dass einer Ihrer Lehrer ihn jahrelang vergewaltigte und was sagen Sie? Sie können das nicht ernst nehmen? Welche Qualifikation hatten Sie denn? Waren Sie ausgebildete/r Psycholog*in? Therapeut*in? Psychoanalytiker*in? Polizist*in? Irgendwas? So weit ich weiß, waren Sie Chemielehrer*in!

Aber mein Bruder war nicht der Einzige, der bei Ihnen war. Mein zweiter Bruder erzählte mir, dass Sie ihn rausgeschmissen hätten. Ich konnte das nicht glauben. Nicht Sie! Jeder andere, aber nicht Sie! Ich war bei Ihnen. Es muss 1977 gewesen sein, einen Eid will ich aber auf das Jahr nicht leisten, es ist schon so lange her. Aber ich war bei Ihnen. Die Erinnerung an diese Begegnung liegt weitgehend im Dunkeln. Ich weiß auch nicht mehr, was ich genau zu Ihnen sagte. Ich saß in Ihrem Büro und vor mir saß der Schrecken der Medusa!

Wissen Sie was ein Flashback ist? Im Internet habe ich die Umschreibung „Besonders intensive Erinnerung“ gelesen. Aber das stimmt nicht! Es ist keine Erinnerung. Ein Betroffener verglich einen Flashback mit einem Phantomschmerz – und ich denke, das trifft es auf den Punkt. Man erlebt alles noch einmal. Man kann es fühlen, riechen, schmecken, hören und sehen!

Flashback – Ihre Stimme: „Diese Räuberpistole haben mir schon Deine Brüder erzählt. Und jetzt raus hier!“

Wissen Sie, was eine Vergewaltigung zum Trauma macht? Neben der Vergewaltigung, die ein Achtjähriger überhaupt nicht verarbeiten kann, ist es die Tatsache, dass einem niemand glaubt. Menschen, denen man vertraut, Menschen, die einen schützen müssten, glauben einem einfach nicht. Sie nehmen nicht ernst, was man erzählt, halten es für eine Räuberpistole. Diese „Räuberpistole“ hat mich mein Leben lang verfolgt. Eingeschlossen in meinem Kopf, tat mein Gehirn alles, um die Erinnerung an das Erlebte tief im Cortex (Hirnrinde) zu vergraben und möglichst alle Synapsen, die in diesen Bereich meines Gehirns führen, zu durchtrennen. So eingelagert drückte es dann täglich aufs Gemüt und zog mich hinab in depressive Finsternis. Immer wieder suchten die Erinnerungen an das Verbrechen, das an mir verübt wurde, einen Weg ins Freie. Und immer wieder kämpfte ich darum, sie wieder einzuschließen. Und dabei war mir jedes Hilfsmittel recht: Haschisch, wenn erreichbar – aber vor allem Alkohol! Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Mengen Alkohol ich in mich reinschüttete. Ich habe mich in Bereiche vorgesoffen, die man nur überlebt, wenn man gut trainiert ist. Drei Promille, ja ich denke, ich habe sogar die vier Promille Grenze geknackt. Warum ich überlebt habe? Freunde, sehr gute Freunde und viel Kraft! Aber das, was in mir lauerte, ließ sich leider nicht auf ewig einsperren. Äußere Reize finden einen Weg zu den passenden Synapsen und öffnen die Zellentür.

Heute kann ich sagen: Ich weiß was ein Flashback ist und ich weiß auch, dass es absolut nicht selbstverständlich ist, dass man so etwas überlebt!

Die Vergewaltigung

Achtung, Trigger! In den folgenden Absätzen wird sexualisierte Gewalt geschildert

Ich tobte auf dem Sitzsack in seinem Wohnzimmer herum. Erich Buß meinte, er wolle jetzt auch mal auf seinem Sitzsack sitzen und nahm mich auf den Schoß. Er griff mir an die Hoden und massierte diese. Soweit die Erinnerung, die vollkommen emotionslos in meinem Gehirn gespeichert war. Eine „stinknormale“ Erinnerung! Wenn man mich fragte, konnte ich nur antworten: „Ja, er hat mich mal angegrabbelt, aber mehr war da nicht!“

Aber da war noch mehr, nur wusste ich nichts davon, bis zum 14. März 2015, als in der taz der Artikel „Verlorene Jungs“ erschien. Nina Apin, die Autorin, hat da einen unglaublich guten Job gemacht. Aber es waren nicht ihre Worte, die einen Weg durch die Wirren meines Kopfes fanden, es war dieses eine Bild von seinem Schlafzimmer, das mich wieder acht Jahre alt werden ließ.

Ich war mit meinem LKW im Großraum Stuttgart unterwegs. Schon seit Tagen kamen Gefühle in mir hoch, die ich nicht zuordnen konnte. Und dann war er wieder da – dieser verfluchte Sitzsack. Ich hörte und spürte die winzig kleinen Styroporkügelchen seiner Füllung. Ich tobte auf diesem Sack herum. Erich Buß beobachtete mich. Ich ahnte nicht, dass ich gerade zu seinem nächsten Opfer wurde. Er meinte, dass er auch mal auf seinem Sitzsack sitzen wolle, zog mich auf seinem Schoß und griff mir zwischen die Beine. Bis hier hin wusste ich Bescheid. Eine bekannte Erinnerung, die allerdings in meinem Kopf ohne jeden Bezug zu irgendeinem Gefühl abgespeichert war.

Als ich jedoch an jenem 24. März 2015 in meinem LKW saß, fing ich an dieser Stelle schreiend an zu heulen. Ich saß in meinem LKW auf dem Fahrersitz und spürte seine Errektion und wie er sich an mir rieb. Die Einzelheiten manifestierten sich, so dass sie körperlich spürbar wurden. Vergangenheit und Gegenwart verschwammen in meinem Bewusstsein und bildeten eine eigene Zeit. Immer wieder tauchten die Fragmente aus der Vergangenheit auf und zwangen mich, sie als Achtjähriger erneut zu erleben. Die Hand, der Sitzsack, seine Errektion, die ich am Übergang zum Oberschenkel spürte und die einfach nicht wieder weg gehen wollte: Hand, Sitzsack, Errektion, Hand, Errektion, Sitzsack… Die Einzelheiten verwirbelten in meinem Bewusstsein während ich von Heulkrämpfen geschüttelt wurde. So ging das über Stunden!

Um meinen Gummibärchenkonsum etwas zu senken, stand auf einer Anti-Rutschmatte in meinem LKW ein Glas mit schönen, großen, sauren Gurken. Das funktionierte tatsächlich, mein Süßigkeitenverbrauch ging gegen null. Ich nahm mir eine Gurke und steckte sie in den Mund. Ich weiß heute nicht mehr, was der genaue Grund dafür war, dass ich eine Hand frei brauchte. Ob ich den Scheibenwischer anmachen wollte oder das Radio aus, jedenfalls hielt ich, da ich die andere Hand am Lenkrad hatte, die Gurke kurz mit den Lippen fest. Da verwandelte sich die Gurke in meinem Mund und ich landete direkt in der Hölle!

Über drei Tage, zwischen dem 24. und dem 26. März 2015 musste ich die Vergewaltigung durch den Lehrer Erich Buß mehrfach täglich über mich ergehen lassen. Und wer Flashbacks in dieser Intensität nicht am eigenen Leib über sich ergehen lassen musste, der wird niemals verstehen, worüber wir Betroffenen reden.

Wenn ich die Fragmente zusammensetze, die in den letzten Monaten, besonders aber in den drei Tagen im März aus den verschlungenen Windungen meines Gehirns auftauchten, dann ergibt sich folgender Ablauf:

Meine beiden älteren Brüder verkehrten bereits regelmäßig bei Erich Buß. Sie schwärmten mir von Kissenschlachten, Carrerabahn und Fernsehen bis tief in die Nacht vor. Aber wie ältere Brüder so sind, sie wollten den kleinen Bruder nicht dabei haben. Meine Mutter lag mir in den Ohren, ob ich nicht auch mal mit zum Buß wolle. Xxx xxxx xxxx xxx xx xxxxxxx, xxx xxx xxxxxx xxxxx xxxxxxx, xxx xx xxxxxxxx, xxxx xxx xxx Xxx xxxx – xxxx xxx xxx xx xxxxx xxxxxx xxxxxx! [Anmerkung der Redaktion: Zensiert aufgrund einer einstweiligen Verfügung, gegen die bereits Widerspruch eingelegt wurde.]

Irgendwann hat mich einer meiner Brüder doch mitgenommen. Wir waren bei Erich Buß und es war weit weniger spannend als ich erwartet hatte. Mein großer Bruder musste kurz weg, fragte mich, ob ich mit wolle, ich wollte aber bleiben. Mein schlimmster Fehler! Ich tobte im Wohnzimmer auf dem Sitzsack herum. Erich Buß sagte, dass er auch mal auf seinem Sitzsack sitzen wolle und nahm mich auf den Schoß. Er griff mir zwischen die Beine und massierte meine Hoden. Dies war zwar nicht schmerzhaft, versetzte mich aber in eine Angststarre. Seine Errektion spürte ich genau an der Stelle, wo meine rechte Pobacke in den Oberschenkel übergeht. Er rieb sich an mir. Ängstlich hilfesuchend blickte ich im Zimmer umher. Erich Buß fragte mich, ob er mir sein Schlafzimmer zeigen solle. Hier vermischen sich Flashbacks mit Erinnerungen. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, dass der Übergang ins Schlafzimmer für mich eng und dunkel war. Heute weiß ich, warum mich gerade das Bild von seinem Schlafzimmer angetriggert hat. Mir fiel sein sehr schmales Bett auf und dass er Bücher in einem Glasschrank hatte. Wir sprachen kurz darüber und Erich Buß meinte, dass es eben besondere Bücher seien und ob ich eins sehen wolle.

Er stand mit offener Hose mitten im Zimmer. Er versuchte sein errigiertes Glied in meinen Mund zu stecken, während ich meine Lippen zusammenpresste. Mit Daumen und Mittelfinger drückte er mir die Kiefer auf, so wie man es bei einem Pferd macht, um an den Zähnen das Alter zu prüfen. Dann zwang er sein Glied in meinen Mund und hielt meinen Kopf mit beiden Händen fest. Sein Sperma spritzte links von meinem Gaumenzäpfchen tief in meinen Rachen. Und da klebt es bis zum heutigen Tag.

Das ist meine Geschichte! Aber was solls, das ist ja nur eine „Räuberpistole“ wie Sie sich auszudrücken pflegten.

Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie stehen öffentlich zu Ihrer Schuld und ich vergebe Ihnen! Wenn Sie umfangreich, nach bestem Wissen und Gewissen Ihren Beitrag zur Aufarbeitung leisten, damit zukünftig derartige Taten, wenn vielleicht auch nicht ganz verhindert, so doch früher erkannt werden, dann bin ich sogar bereit, eine Blume auf Ihr Grab zu legen.

Sie müssen so oder so mit dieser, Ihrer Schuld leben – und was vielleicht viel schwerer wiegt, auch sterben. Aber mir und vielen anderen Schülern, die von unbeschwerten kleinen Jungs zu Opfern des Erich Buß wurden, uns würde es ein kleines bisschen Frieden geben.

Mit freundlichen Grüßen

© Chr. Koljar Wlazik