OHNE

In der letzten Folge des Plastik-FreiTag stellten wir ein Startup vor, das einen „Supermarkt der besonderen Art“ in Linz, Österreich plant. Verpackungsfreie Supermärkte sind eine großartige Möglichkeit, die Veränderung, die wir wünschen, auch zu leben – und zwar OHNE Stress, OHNE Verapckung, OHNE schlechtes Gewissen. Und darum präsentieren wir diese Woche OHNE, den ersten verpackungsfreien Supermarkt in München. Auch dieses Projekt soll per Crowdfunding finanziert werden. Wir verraten, wie jeder OHNE unterstützen kann und was man sonst noch darüber wissen sollte.

UPDATE: OHNE hat’s geschafft (s.u.)

Verpackungsfrei einkaufen – gar nicht ohne

Kommt der Berg nicht zum Propheten, muss der Prophet die Sache eben selbst in die Hand nehmen. Ähnlich wie unsere Motivation zum Plastik-FreiTag war wohl die von Schneidergesellin Hannah Sartin und ihrem Mann, dem Ingenieur Carlo Krauß. Auch sie versuchten, ihre Lebensweise zu ändern und ihre Familie möglichst plastik- bzw. müllfrei zu versorgen. Dabei stießen sie auf die gleichen Schwierigkeiten wie wir – und das, obwohl sie in einer Großstadt leben: Plastik- oder gar völlig müllfrei einkaufen ist gar nicht so einfach. Auch nicht für Lebensmittelfans und Hobbyköche wie Hannah und Carlo. Als in Deutschland die ersten verpackungsfreien Läden eröffneten, entstand und wuchs ihr Traum von einer solchen Einkaufsmöglichkeit in ihrer Heimatstadt München.

Mitte März 2015 startete ihr Crowdfunding-Projekt für OHNE, den ersten verpackungsfreien Supermarkt in München. Bei dieser Idee ist der Namen Programm, wie das nachfolgende Video zeigt.

OHNE – Verpackungsfrei Einkaufen in München from zerowaste on Vimeo.
Musik: Bensound / Buddy

Fragerunde mit OHNE

Hannah, was ist das Geschäftsprinzip von OHNE – welche Idee steckt dahinter?

Die Idee die dahinter steckt, ist simple. Wir möchten einen Ort schaffen, der es möglich macht, Verpackungsmüll zu vermeiden und Lebensmittelverschwendung zu verringern. Durch einen verpackungsfreien Laden wie OHNE wäre beides möglich. Zum einen natürlich weil die Ware lose zum Verkauf angeboten wird und zum anderen weil der Kunde maßgeschneidert auf seine Bedürfnisse einkaufen kann.

Wer steht hinter OHNE? Hast Du Mitstreiter oder ziehst Du die Sache im Alleingang durch?

Nein, ich habe ganz wunderbare Mitstreiter. Mein Mann und ich sind der Kern des Projektes, arbeiten jedoch eng mit einem kleinen aber feinen Team von engagierten Menschen zusammen, die alle an die Vision vom unverpackten Einkaufen glauben.

Wie seid Ihr an das Thema „Verpackungsfrei Einkaufen“ gekommen?

Wir sind vor 3 ½ Jahren Eltern geworden und haben plötzlich vieles noch Mal ganz neu in Frage gestellt. Immer wieder haben wir uns mit unterschiedlichen Lebenskonzepten auseinandergesetzt (z.B. plastikfrei leben), waren jedoch nicht davon überzeugt, dass diese für uns umsetzbar sind. Das Ganze sollte ja auch Spaß machen. Im Grunde genommen waren wir wahrscheinlich einfach zu bequem. Als Anfang letzten Jahres Unverpackt Kiel eröffnete und kurz darauf auch Original-Unverpackt in aller Munde waren, haben wir uns ganz intensiv mit der Thematik Zero Waste* auseinandergesetzt. Wir haben Stück für Stück angefangen unser Leben umzustellen. Das war und ist ein steter Prozess, der uns begeistert und der mit Sicherheit noch lange nicht abgeschlossen ist. Der Blog und später auch das Buch von Bea Johnson (Zero Waste Home), waren die Hauptinspiration dafür, unser Leben umzukrempeln.

Wann ist die Eröffnung von OHNE geplant?

Wenn das Crowdfunding erfolgreich ist, Ende diesen Jahres.

Gibt es schon ein Ladenlokal, in dem Ihr Euch vorstellen könntet, den Laden zu eröffnen?

Wir haben schon viele interessante Vorschläge von Münchenern bekommen. Aktuell steht jedoch die Finanzierung über das Crowdfunding im Vordergrund. Also: Nein, es gibt noch kein Ladenlokal, aber wir freuen uns weiterhin über Vorschläge und Tipps.

Wie wird der Preisrahmen bei OHNE gestaltet sein? Kann sich jeder einen Einkauf bei Euch leisten oder ist die Zielgruppe eher besserverdienend – ähnlich wie z.B. bei Bioläden?

Der Preisrahmen bei OHNE wird dem eines Bioladens ähnlich sein. Das liegt daran, dass unser Sortiment ausschließlich Bio sein wird und möglichst regional. Allerdings macht die Tatsache, dass man die Menge selbst bestimmen kann, viel aus. Unsere Zielgruppe sind nicht die Besserverdiener sondern all diejenigen, deren Priorität gute Lebensmittel sind. Sicher kann man da nicht verallgemeinernd sprechen, aber ich denke, es gibt viele Menschen, die bei Lebensmitteln sparen, um das Geld an anderer Stelle ausgeben zu können. Da muss einfach jeder für sich entscheiden, was für ihn richtig ist. Unser Konzept ist – denke ich – für Studenten sowie für Vollverdiener gleichermaßen ansprechend.

Gibt es außer der Verpackungsfreiheit bezüglich der Lebensmittelqualität Schwerpunkte (bio, regional, saisonal o.ä.)?

Ja. Alle oben genannten. Bio, regional und saisonal. Bei letzterem werden wir allerdings einige kundenfreundliche Kompromisse machen (z. B. Bananen oder Orangen) .

Ich selbst versuche, möglichst plastikfrei einzukaufen. Es gibt Produkte, die mich da vor eine größere Herausforderung stellen als andere. Wird es bei Euch z.B. Reis und Nudeln lose geben? Wurst? Käse? Frischkäse? Quark? Was ist mit Shampoo und anderen Körperpflegeprodukten?

Natürlich wird es Reis und Nudeln geben, aber auch Cornflakes und Müsli und viele andere Köstlichkeiten! Sowie eine Auswahl der wichtigsten Drogerie- und Reinigungsprodukte. Die vegetarische Grundversorgung ist gegeben. Wurst und Fleisch wird es nicht geben. Wir arbeiten gerade daran, dass ein regionaler Hersteller ein bis zwei Mal wöchentlich mit einem Stand zum Käseverkauf in den Laden kommt. Milchprodukte wird es aus Mehrweg Glasbehältern geben.

Worin würde man einen Einkauf mit den oben genannten Produkten bei OHNE abfüllen/einpacken?

Im Idealfall in selbst mitgebrachte Behältnisse (selbstgenähte Stoffsäckchen, leere Marmeladengläser oder Brotzeitboxen). Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Möglichst sauber sollten sie halt sein. Ansonsten werden wir bei OHNE eine Auswahl an verschiedenen Behältern zum Kauf oder Verleih anbieten. Gläser, Flaschen, Säckchen in verschiedenen Größen.

Wie sieht es bei geliehenen Behältnissen mit der Reinigung aus?

Die Behältnisse werden vorschriftsmäßig gereinigt. In Café’s und Restaurants werden die gleichen Behältnisse ja auch von sehr vielen, verschiedenen Menschen verwendet und die Reinigung stellt kein Problem dar .

Wisst Ihr schon, wie die Waren verpackt sind, wenn sie bei OHNE angeliefert werden?

Selbstverständlich wissen wir das. Vieles ist in Papier verpackt, einiges leider nach wie vor in Plastik. Wir arbeiten daran, den Müll, vor allem den Plastikmüll, so gering wie möglich zu halten. Unser Hauptziel ist es, dem Endverbraucher einen müllfreien Einkauf zu ermöglichen. Das können wir und darüber freuen wir uns sehr.

Wie zufrieden seid Ihr mit dem Fortschreiten der Finanzierung über Startup? Gab/gibt es Anlaufschwierigkeiten?

Wir sind glücklich, dass bereits viele Menschen unser Projekt unterstützt haben. Um unser Ziel zu erreichen, müssen es noch ein paar mehr werden. Wir sind jedoch optimistisch, dass die Münchener einen verpackungsfreien Supermarkt wollen und uns weiter dahingehend unterstützen.

Gibt es irgend etwas, dass Ihr unseren Lesern zusätzlich gerne sagen/erklären möchtet?

www.startnext.com/ohne-verpackungsfrei-muenchen ein Dankeschön auswählen und dann Imagine…

Was würdet Ihr jemandem mit auf den Weg geben, der ein ähnliches Geschäftskonzept umsetzen möchte?

Tu es!

Danke für das Interview, liebe Hannah!

*Zero Waste frei übersetzt: Null Abfall, Null Verschwendung

Crowdfunding

55.000 € benötigt das junge Team, um seinen Traum vom verpackungsfreien Supermarkt in München zu verwirklichen. Von diesem Geld würden der Laden eingerichtet, die ersten Mieten bezahlt, Lebensmittel und Behälter gekauft.

Schon ab 5 € kann jeder OHNE bei der Gründung unterstützen und Teil dieser wunderbaren Idee werden. Als Dankeschön gibt es je nach Betrag zum Beispiel ein Lächeln, verschiedene Beutel und Taschen oder eine Zero Waste Beratung. Gib einem Produkt Deinen Namen, verewige Dich mit einem Gipsabdruck Deines Gesichts an der Wall of Fame, sei erster Kunde bei OHNE oder verbring einige entspannte Tage in einem Naturhotel. Frei nach Gusto und Geldbeutel!

Genießt das tolle Gefühl, Teil eines längst fälligen Wandels in der Gesellschaft zu sein.

Auch ohne finanzielle Mittel kann jeder OHNE unterstützen: Teilt doch einfach diesen Artikel und lasst Eure Freunde selbst entscheiden, inwieweit sie Teil dieser tollen Geschäftsidee sein wollen. Auch dann, wenn sie nicht in München, vielleicht nicht einmal in Deutschland leben. Denn so wie Umweltverschmutzung nicht vor Städte- oder Landesgrenzen Halt macht, sollte auch die Unterstützung solcher Projekte nicht nur auf regionalen Schultern ruhen. Je mehr Möglichkeiten zum verpackungsfreien Einkauf es gibt und je erfolgreicher die entsprechenden Startups, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es Nachahmer geben wird. Irgendwann werden wir dann hoffentlich ALLE die Möglichkeit haben, solche Läden zu nutzen.

Freudentanz

OHNE, der verpackungsfreie Supermarkt für München, hat es geschafft. Mit 48.834 € wurde das Kampagnenziel sogar überschritten. Hannah und Carlo danken allen Unterstützern mit einem Freudentanz

Wir wünschen Hannah, Carlo und ihrem Team viel Erfolg mit ihrem Konzept und freuen uns, OHNE schon bald von innen betrachten zu können.

© Andrea Wlazik

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